Deutsche Konzernchefs wollen mehr Leute einstellen
Im internationalen Vergleich sind hiesige Unternehmen sehr optimistisch. Umfrage zum WEF in Davos
24. Jan. 2012 –
Deutsche Unternehmen sind im internationalen Vergleich außergewöhnlich optimistisch, was die Wirtschaftsentwicklung betrifft. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter Top-Managern, die die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers am Dienstag veröffentlichte. Fast drei Viertel der deutschen Vorstandsvorsitzenden (73 Prozent) rechnen demnach mit einem deutlichen Wachstum ihres Geschäfts in den kommenden drei Jahren. Auch für die Beschäftigten ist das eine gute Nachricht: Die Mehrheit der Firmen will zusätzliche Leute einstellen.
PwC präsentierte die Daten seiner globalen Umfrage unter Vorstandsvorsitzenden anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos, das heute beginnt. Befragt wurden 1.258 Top-Manager.
Deutschland sticht dabei aus der globalen Stimmung heraus. Gegenüber den 73 Prozent hierzulande rechnen international nur 40 Prozent der Firmenchefs mit Wachstum. Fast jeder Zweite vermutet dagegen, dass die globale Wirtschaftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten schwächer wird. Das gilt für Europa, aber auch für Asien.
„Die bislang prosperierenden Schwellenländer bekommen nun die Konsequenzen der Euro-Krise zu spüren“, sagte Norbert Winkeljohann, Sprecher des Vorstandes von PwC Deutschland. „Die Hoffnung, dass sich die BRIC-Staaten von der Konjunkturentwicklung in den alten Industriestaaten abkoppeln könnten, hat sich als trügerisch erwiesen.“
Die außergewöhnliche Lage der in Deutschland ansässigen Unternehmen ist vor allem an den Daten zur Beschäftigung abzulesen. 55 Prozent der Vorstandsvorsitzenden wollen im kommenden Jahr zusätzliches Personal einstellen. Damit liegt Deutschland um vier Prozent über dem globalen und 14 Prozent über dem westeuropäischen Durchschnitt. Etwas Vorsicht ist an dieser Stelle freilich angebracht: Die Zahlen betreffen sowohl einen Beschäftigungsaufbau in Deutschland, als auch in den weltweiten Ablegern der Konzerne.
Dass die Lage für Arbeitnehmer in Deutschland besser wird, zeigt sich zudem an einem weiteren Umfrageergebnis. Auf die Frage „Ist es schwieriger oder leichter geworden, Arbeitskräfte anzuwerben?“, antworteten 81 Prozent der Firmenchefs mit „schwieriger“. Das ist etwa doppelt so viel wie im globalen und westeuropäischen Durchschnitt. Nur in Brasilien war es für die Unternehmen noch komplizierter, die richtigen Leute zu finden.
Der Arbeitsmarkt scheint sich in Deutschland damit weiter zugunsten der Beschäftigten zu entwickeln. Einer höheren Nachfrage der Firmen steht eine relativ geringere Zahl geeigneter Bewerber gegenüber. Die Erwerbslosigkeit nimmt ab, die Zahl der Beschäftigten zu. Vor diesem Hintergrund können die Arbeitnehmer auch höhere Forderungen bei Lohn und anderen Leistungen stellen. Die Position der Gewerkschaften wird dadurch ebenfalls stärker. Was die Zunahme der Beschäftigung im kommenden Jahr betrifft, decken sich die Ergebnisse der PwC-Umfrage mit den Prognosen des Jahreswirtschaftsberichts, den Wirtschaftsminister Philipp Rösler unlängst veröffentlichte.
International meint PwC, eine interessante Tendenz festgestellt zu haben: Ungeachtet der schwächeren Wirtschaftsentwicklung investierten die Unternehmen weiterhin in den Ausbau ihrer Belegschaften. Die Firmen „kompensieren schwächere Wachstumsaussichten nicht mehr in erster Linie durch Kürzungen beim Personal“, sagte Winkeljohann. „Offenbar hat der Fachkräftemangel zu einem Umdenken in den Chefetagen geführt“ - auch global.
Was Investitions- und Absatzmöglichkeiten angeht, halten die globalen Vorstandsvorsitzenden die so genannten BRIC-Staaten für die interessantesten Märkte – das sind Brasilien, Russland, Indien und China. Ein griechischer Manager sagte gegenüber PwC: „Der Aufstieg der Mittelklasse in Indien und China wird die Weltwirtschaft in den kommenden 20 Jahren stark beflügeln.“ Auf der Liste der wichtigsten Märkte direkt hinter den BRIC-Staaten kommen die USA und Deutschland.
Als Faktoren, die die Wirtschaftsentwicklung gefährden, sehen die Firmenchefs laut Umfrage unter anderem eine Sparpolitik der Staaten aufgrund hoher Verschuldung und Verwerfungen auf den internationalen Finanzmärkten.