Die Bohrinsel als Urlaubsziel der Zukunft

Die Zukunft des Reisens/ Prognosen von der ITB

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13. Mär. 2009 –

Ein Hotel im Weltall oder eine Ölplattform im Meer – normale Urlaubsorte sind das heute nicht. Künftig aber könnten sie eine gewisse Rolle spielen – zumindest für betuchte und experimentierfreudige Zeitgenossen. Dies sind zwei von vielen Visionen, die Reiseexperten beim „Tag der Zukunft“ der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin diskutierten.

Von der Innovativität der Tourismusbranche ist Rohit Talwar, Chef des Forschungsinstituts Fast Future, überzeugt. Er verweist dabei auf die Idee der US-amerikanischen Morris-Architekten, ausgediente Bohrinseln in umweltfreundliche Luxusferienorte im Ozean umzuwandeln. Allein die 4000 Plattformen im Golf von Mexiko werden angesichts der immer knapper werdenden Ölreserven nach und nach stillgelegt. Ökologische Nutzungskonzepte sind da Willkommen.

Auch das kürzlich eröffnete Jumbo Jet Hostel in Schweden hält  Zukunftsforscher Talwar für ein tragfähiges Konzept. Wer in das zum Wohnheim umgebaute Flugzeug vom Typ Boeing 747  einchecken möchte, hat die Qual der Wahl, ob er im Cockpit, im Unterdeck oder doch lieber im luxuriösen Oberdeck nächtigen möchte.

Talwar weiß, wie sich die  Menschen das Reisen in naher Zukunft vorstellen. Eine hauseigene Umfrage brachte hervor, dass 18 Prozent der Befragten im Jahr 2015 Hotels im Weltall für möglich halten. 23 Prozent glauben, dann könne man sich auch digitale Welten aus dem Internet ins Gehirn laden. 85 Prozent gaben an, dass sie im Jahr 2015 wahrscheinlich ihre Reisen im Internet buchen werden. Diese Vorstellung scheint am schnellsten realisierbar.

Dass die digitale Welt für den Tourismus immer wichtiger wird, glaubt auch Urs Gasser, Chef des Research Center for Information Law der Universität St. Gallen. Man müsse nur einen Blick auf die Reisegewohnheiten der „digitalen Ureinwohner“ werfen. So nennt der Wissenschaftler Leute, die in den 1980er Jahren geboren wurden und mittlerweile schon zigtausende von Stunden im Netz verbracht haben. „Die jungen Menschen bereiten sich online auf die Reise vor“, erklärt Gasser. Auch unterwegs seien sie „ständig in Verbindung“.

Bevor es aber mit der schönen neuen Zukunft richtig losgeht, müssen wir wohl erst einmal einige Abstriche hinnehmen.
„Die Rezession wird drastisch sein“, warnt Norbert Walter, Chef-Ökonom der Deutschen Bank Gruppe. „Und sie wird mindestens bis weit ins Jahr 2010 andauern.“ Generell vermutet er, werden die Europäer kurz- bis mittelfristig billigere Reisen zu nah gelegenen Zielen bevorzugen: „Am Ende ist vielleicht der Campingurlaub wieder populär oder Ferienwohnungen und Jugendherbergen.“

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