Die Energiewende verlangsamen oder fortsetzen

Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wird kommen. Drei Modelle in der Analyse

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Von Hannes Koch

13. Okt. 2013 –

Ein Thema der Koalitionsverhandlungen ist bereits gesetzt – ob die Politiker es toll finden oder nicht. Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes muss kommen. Das zeigt die Veröffentlichung, die am Dienstag Vormittag stattfindet: Dann geben die Stromnetzbetreiber endgültig bekannt, um wieviel Cent die Kosten für Ökostrom steigen, die jeder Privathaushalt tragen muss.

 

Mittlerweile ist der Termin zum lästigen Ritual geworden: Jahr für Jahr steigt die Umlage im Erneuerbaren-Energien-Gesetz – diesmal von gegenwärtig 5,3 auf vermutlich 6,3 Cent pro Kilowattstunde verbrauchten Stroms. Die wachsenden Ökokosten haben einen gewissen Anteil daran, dass der durchschnittliche Gesamtpreis pro Kilowattstunde seit 2000 auf mehr als das Doppelte gestiegen ist: rund 29 Cent.

 

Sogar von „Energiearmut“ ist die Rede: Auch wegen der Öko-Duselei könnten sich manche Haushalte ihre Elektrizität kaum noch leisten, sagen Verbraucherschützer. Dieses schlechte Image ist die andere Seite der an sich erfolgreichen deutschen Energiewende. Immerhin gut 25 Prozent des Stroms stammen inzwischen aus Ökokraftwerken – zugleich praktizierter Klimaschutz und Investition in moderne, weltweit verkaufbare Technik.

 

Die Reform des EEG also wird kommen. Fragt nur sich nur, wie. Drei grundsätzliche Varianten stehen im Raum.

 

Erstens: das Quoten-Modell

Dieses vertreten unter anderem das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung, die Monopolkommission der Bundesregierung und auch der scheidende Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Während die Betreiber von Ökokraftwerken nach dem aktuellen Gesetz 20 Jahre lang für jede von ihnen ins öffentliche Netz eingespeiste Kilowattstunde Strom eine feste Vergütung von beispielsweise neun Cent (Wind), 14 Cent (Solar) oder auch 25 Cent (Biomasse) erhalten, fiele dieser garantierte Fördersatz nach dem Quotenmodell weg. Die Stromversorger würden allerdings verpflichtet, Jahr für Jahr eine steigende Menge regenerativen Stroms einzukaufen. Aus welchen Quellen sie die Ökoenergie beziehen, bliebe jedoch ihnen überlassen. Schätzungsweise kauften sie vor allem Windstrom, der an Land produziert wird. Das ist heute die günstigste Variante.

Vorteil: Die Kosten für Ökostrom könnten sinken.

Nachteil: Um später die angestrebte verlässliche, nahezu komplette Versorgung Deutschlands mit klimaschonender Elektrizität zu erreichen, darf man sich nicht nur auf eine Energiequelle konzentrieren. Was ist, wenn der Wind nicht weht?

 

Zweitens: das Prämien-Modell

Dieses favorisiert unter anderem der Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW). Anstatt der heutigen, garantierten Einspeisevergütung für Wind- und Sonnenstrom erhielten die Ökostrom-Produzenten nur noch eine gewisse Prämie zusätzlich zum Börsenpreis für Strom. Der Börsenpreis liegt weit unter den Produktionskosten für Ökoenergie. Und die Prämie würde vermutlich nicht so hoch ausfallen wie die aktuelle Vergütung. Viele Öko-Firmen müssten deshalb mit geringeren Einkünften zurechtkommen. Dafür spricht auch, dass Versteigerungen darüber entscheiden sollen, welche Produzenten ihren regenerativen Strom tatsächlich liefern dürfen – die Billigsten erhielten den Zuschlag.

Vorteil: Die Kosten fallen geringer aus.

Nachteil: ähnlich wie beim Quoten-Modell. Die Sonnenenergie könnte auf der Strecke bleiben, weil die Stromversorger vor allem Windstrom einkaufen. Die Energiewende bliebe auf halbem Weg stehen.

 

Drittens: das Modell EEG 2.0

Das stammt vom Diskussionsforum Agora Energiewende. Dessen Experten schlagen vor, die Systematik des Erneuerbare-Energien-Gesetzes beizubehalten, es aber stark zu reformieren. Es bliebe bei einer 20- oder gar 25-jährigen Einspeisevergütung für die politisch gewünschten Energieträger – vor allem Wind und Sonne. Deren Zusammenspiel kann eine größere Versorgungssicherheit gewährleisten als die Konzentration auf Wind. Allerdings würde die Vergütung massiv gekürzt. Agora hat ausgerechnet, dass eine Förderung von maximal 8,9 Cent pro Kilowattstunde reicht, um konkurrenzfähige Öko-Kraftwerke zu bauen. Ein ganzer Wust von Vergünstigungen und Ausnahmeregeln im heutigen EEG würden gestrichen. Die Umlage, die die Verbraucher zahlen, soll so auf dem Wert von 2014 stabilisiert werden.

Vorteil: Die Kosten sinken, die Energiewende geht aber weiter.

Nachteil: Die Gefahr der Überförderung besteht weiterhin, da es an marktwirtschaftlichen Impulsen, beispielsweise Auktionen, fehlt.

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