Die Generation der reichen Erben
Erbschaften steigen im Wert/ Die Chance auf Eigentum verdoppelt sich
31. Mai. 2012 –
Auf Deutschland rollt eine Erbschaftswelle zu. Weitaus mehr Menschen als bisher dürfen sich künftig über eine ansehnliche Hinterlassenschaft freuen. Mehr als jeder fünfte Nachlass wird über 100.000 Euro wert sein. Das hat eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach ergeben. Bei einer Umfrage im Vorjahr waren es 15 Prozent. Allerdings wird es auch häufiger zu Konflikten um das Testament kommen.
„Das Erbvolumen wird drastisch und auf ein historisches Niveau steigen“, sagt Michael Meyer, Privatkundenvorstand der Postbank, die die repräsentative Umfrage unter 1613 Bürgern in Auftrag gegeben hat. Häuser, Grundstücke oder Immobilien werden laut Umfrage künftig in zwei von drei Nachlässen enthalten sein. „Die Chance, ein Eigenheim vermacht zu bekommen, verdoppelt sich“, so Meyer. Das ist der wichtigste Grund für das Wachstum der Vermögen, die Witwen, Kinder und Enkel erwarten dürfen.
Geld hingegen verliert im Erbe deutlich an Bedeutung. Es wird zunehmend als Manövriermasse gesehen, vermuten die Autoren der Studie. Menschen planten es eher für die Vorsorge oder für den Krankheitsfall ein als für den Nachlass. Obendrein würden immer mehr Bürger auf Immobilien als Geldanlage setzen. Schulden zu vererben, plant aber kaum jemand. Nur rund ein Prozent der befragten Erbschafts-Geber geht von solch einem Szenario aus.
Gut die Hälfte der Deutschen hat sich bereits damit beschäftigt, etwas zu vererben. Im Schnitt sind diese Menschen 57 Jahre alt. Überdurchschnittlich häufig sorgen sich Immobilienbesitzer, Beamte und Selbständige um die Zukunft ihres Eigentums. Das trifft auch auf Verheiratete und Bewohner kleiner Gemeinden zu.
Von Generation zu Generation wird das finanzielle Polster immer dichter. Wer schon einmal selbst geerbt hat, kann seine Liebsten mehr mit auf den Weg geben als jene, die ihr Hab und Gut selbst erarbeitet haben. Als Erbfolger planen die Deutschen vor allem ihre Kinder ein. 75 Prozent der Befragten geben an, den Nachwuchs begünstigen zu wollen. Das überrascht nicht. Immer häufiger soll aber auch der Ehepartner etwas bekommen. 37 Prozent der Befragten möchten ihm etwas Gutes tun. Bislang erbten Ehegatten nur in neun Prozent der Fälle.
Ein Wermutstropfen bleibt: „Angesichts der vielen Millionen Menschen mit Erbschaftsplänen und großem Immobilienbesitz steigt die Wahrscheinlichkeit für Streit“, räumt Meyer ein. Ein Testament helfe, Konflikten vorzubeugen.