Die Hoffnung auf einen festen Job

Wer vorübergehend bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitet, entgeht oft der Arbeitslosigkeit. Das zeigt eine neue Studie. Die Hoffnung auf eine feste, unbefristete Stelle erfüllt sich aber nur für wenig Leiharbeiter

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Von Hannes Koch

29. Jun. 2010 –

Leiharbeit trägt dazu, die Arbeitslosigkeit zu verringern. Dies ist Schlussfolgerung, die das Institut für Arbeitsmarktforschung (IAB) aus der Analyse der Job-Biografien von Zeitarbeitern zieht. Die am Dienstag in Berlin präsentierte neue Studie enthält aber auch eine zweite, pessimistische Botschaft: Nur wenige Zeitarbeiter schaffen den Sprung in eine feste, unbefristete Beschäftigung.


Das IAB-Institut der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg hat die Berufswege von Leiharbeitern bis 2008 untersucht. Damals arbeiteten mehr als 800.000 Beschäftigte in Deutschland bei Zeitarbeitsfirmen, die ihre Mitarbeiter vorübergehend an andere Unternehmen ausliehen. Das waren etwa zwei Prozent der Arbeitskräfte. Wegen der Wirtschaftskrise ist die Zahl auf aktuell rund 750.000 gesunken.


Leiharbeit hat für die Unternehmen zwei Vorteile: Je nach Auftragslage können sie die befristeten Mitarbeiter schnell einstellen oder entlassen, wodurch die Arbeitskosten sinken. Außerdem erhalten viele Zeitarbeiter geringere Löhne als die festangestellten Arbeitnehmer.


Ob die Leiharbeit dagegen auch für die Arbeitnehmer positive Effekte hat, ist umstritten. Die IAB-Untersuchung zeigt nun, dass es solche Effekte durchaus gibt. So waren 25 Prozent der Leiharbeiter zuvor arbeitslos. In den zwei Jahren nach einem Zeitarbeitsjob, meldeten sich nur 17 Prozent als erwerbslos – eine Reduzierung um acht Prozentpunkte.


Das bedeutet aber nicht, dass die Zeitarbeiter später auch feste, unbefristete Stellen erhalten würden. IAB-Experte Florian Lehmer sagte: „In einem Zeitraum von zwei Jahren nach Beginn der Leiharbeit schaffen es nur sieben Prozent der vormals Arbeitslosen, die Zeitarbeit komplett hinter sich zu lassen“, also eine feste, unbefristete Stelle zu ergattern. 93 Prozent der Leiharbeiter ist dieser Erfolg nicht vergönnt.


Die sogenannte „Brückenfunkion“ eines Übergangs auf den sicheren Arbeitsmarkt, die die Befürworter der Zeitarbeit als Argument ins Feld führen, fällt damit gering aus. „Leiharbeit ist keine breite Brücke, aber zumindest ein schmaler Steg in Beschäftigung“, sagte IAB-Direktor Joachim Möller. Trotzdem empfiehlt er Arbeitslosen, wenn irgend möglich, eine Stelle als Leiharbeiter anzunehmen. Die Aussichten, den Lebensunterhalt selbst verdienen zu können, würden durch Leiharbeit erheblich steigen, so Möller.


Währenddessen versucht Arbeitsministerium Ursula von der Leyen (CDU), das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz zu renovieren, das die Zeitarbeit regelt. Einerseits will von der Leyen dem „Modell Schlecker“ die Grundlage entziehen. Die Drogeriekette hatte Beschäftigten gekündigt, um sie danach als billige Leiharbeiter bei einer Schlecker-eigenen Zeitarbeitsfirma wieder einzustellen.


Zweitens könnte sich von der Leyen damit anfreunden, einen Mindestlohn festzulegen, der für alle Zeitarbeitsfirmen in Deutschland gilt. Das scheitert bislang noch unter anderem daran, dass sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) weigert, direkte Verhandlungen mit der christlichen Konkurrenz-Gewerkschaft über eine gemeinsame Lohnuntergrenze zu führen. Die Christen dagegen sind nur zu einem einheitlichen Mindestlohn-Tarif bereit, wenn der DGB mit ihnen spricht.

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