Die Kosten steigen bereits

Grundstein für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses: Das Projekt wird teurer als geplant

Teilen!

Von Hannes Koch

10. Jun. 2013 –

Unvorhergesehene Kosten entstehen beim Bauen immer. Da macht das neue Berliner Stadtschloss keine Ausnahme. Als sie die Betonsohle der Baugrube gossen, stießen die Bauarbeiter unlängst auf Braunkohle. Weil diese die Dichtigkeit des Fundamentes beeinträchtigen könnte, waren zusätzliche Arbeiten nötig. Die Rechnung: bis zu 750.000 Euro.


Für den kommenden Mittwoch (12.6.) ist nun die offizielle Grundsteinlegung für die Replik des Hohenzollernschlosses anberaumt, dessen originalen Vorläufer Walter Ulbricht, der starke Mann der DDR, 1950 sprengen ließ. Die Feier 63 Jahre später wird ein bedeutender Auftritt mit Bundespräsident Joachim Gauck, Bauminister Peter Ramsauer und dem angeschlagenen Oberbürgermeister Berlins, Klaus Wowereit.


Angesichts dieser Großaufgabe dringen Äußerungen wie die von Antje Kapek kaum durch: „Man sollte die Notbremse ziehen, um weitere Planungsfehler zu vermeiden“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Landesparlament. Wegen der Probleme mit dem Fundament mahnte sie eine gründliche Untersuchung an. Die Warnung kommt nicht von ungefähr: Die Kosten für die Sanierung der benachbarten Staatsoper steigen permanent – unter anderem, weil sich der Untergrund in Spreenähe als schlammig und wenig tragfähig erweist.


Zur Zeit beträgt der Kostenrahmen für den Neubau des Schlosses 590 Millionen Euro. Mit 478 Millionen übernimmt der Bund den größten Teil. Vor gut zehn Jahren hatte der Bundestag das Projekt bewilligt. Das Land Berlin muss 32 Millionen besteuern. Die übrigen 80 Millionen für die drei historisierenden Barockfassaden des modernen Gebäudes will die Stiftung mittels Spenden der Bürger erwirtschaften. Fraglich, ob das klappt: Bisher sind nach unterschiedlichen Angaben erst zwischen zehn und 26 Millionen hereingekommen. Reicht das Geld der Bürger schließlich nicht, wird wohl der Bund einspringen.


Weitere Kostensteigerungen sind ebenfalls schon absehbar. Denn die Stiftung unterstellt, dass sich der Baupreis bis zur Eröffnung 2019 im Einklang mit der Inflation erhöht. Bei zwei Prozent Preissteigerung pro Jahr stiege das Gesamtvolumen damit von 590 auf etwa 650 Millionen Euro. Auch vor dem Hintergrund solcher Zahlen fragte sich Altkanzler Helmut Schmidt unlängst: „Was soll das eigentlich? Ob das breite Publikum dieses Schloss wirklich will, das bezweifele ich.“ Und er setze hinzu: „Die Großartigkeit, mit der in Berlin das Geld anderer ausgegeben wird, ist phänomenal.“


Wenn es bei den 650 Millionen Euro nicht bleibt, wäre das kein Wunder. Andere öffentliche Bauprojekte wie der Bahnhof Stuttgart 21, der Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie in Hamburg sprengen ihre Kalkulationen regelmäßig. Das Musikgebäude in der Hansestadt, errichtet vom Baukonzern Hochtief, wird mit über 700 Millionen Euro vermutlich zehnmal so teuer wie ursprünglich angekündigt. Dasselbe Unternehmen hat kürzlich auch den Auftrag für den Rohbau des Stadtschlosses in Berlin erhalten. Hochtief sichert nun zu, in diesem Fall mit knapp 50 Millionen Euro auszukommen.


Die Bauherrin, die öffentliche Stiftung Berliner Schloss (SBS), gibt sich optimistisch. „Wir schließen erhebliche Kostensteigerungen aus, da wir zu Beginn der Rohbauarbeiten eine sehr weit ausgearbeitete Planung haben“, sagt SBS-Pressesprecher Bernhard Wolter. Er verweist zudem auf den vorhandenen Finanzpuffer von 30 Millionen Euro, der unvorhergesehene Kosten auffangen soll. SPD-Politiker Florian Pronold, der für den Bundestag im Beirat der Stiftung sitzt, ist da etwas zurückhaltender. Zwar habe er derzeit keine Anhaltspunkte für unerwartete Kostensteigerungen. „Es wäre allerdings blauäugig, wenn man sie nicht befürchten würde“, fügt er hinzu.


Info-Kasten

Das neue Berliner Schloss

An seinem Platz, dem östlichen Ende der Straße Unter den Linden, stand früher die Residenz der preußischen Könige und deutschen Kaiser. Nach der Sprengung 1950 ließ die DDR-Regierung dort einen Paradeplatz und das Parlamentsgebäude („Volkskammer“) errichten. Letzteres wurde in den vergangenen Jahren abgerissen. Das neue Schloss soll ab Ende des Jahrzehnts Museen, Bibliotheken und Sammlungen der Humboldt-Universität beheimaten.

« Zurück | Nachrichten »