Die rätselhafte Rentenlücke

Das richtige Maß an Vorsorge lässt sich nur schwer ermitteln

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Von Wolfgang Mulke

09. Apr. 2010 –

Die 26-jährige Anja hat Glück. Gerade hat sie ihr Studium beendet und gleich einen gut bezahlten Job in einem Industriekonzern gefunden. Nun überlegt sie, wie viel sie jetzt schon für das Alter sparen muss. Die Rechnung fällt erstaunlich positiv aus. Bei ihrem Jahreseinkommen von 43.000 Euro kann sie später mit einer Gesetzlichen Rente von gut 2.000 Euro rechnen. Dazu kommen noch über 800 Euro aus der Riester-Rente und der betrieblichen Altersvorsorge. Im Vergleich zu ihrem jetzigen Nettolohn fehlen gerade einmal 139 Euro. Um diese verbleibende „Rentenlücke“ auszugleichen, müsste sie monatlich gerade einmal 40 Euro beiseite packen.

 

Ganz anders verhält es sich bei ihrem 50-jährigen Onkel, der zwar immer gearbeitet, doch lange wenig verdient hat. Nur 760 Euro Altersrente kann er erwarten. Zusammen mit der Riester-Rente und einer privaten Vorsorge kommt er auf 1.500 Euro im Monat. Im Vergleich zum derzeitigen Nettolohn fehlen später fast 600 Euro. Um diese Differenz auszugleichen, müsste er monatlich mehr als 900 Euro sparen, ein kaum mögliches Unterfangen.

 

Aus den Beispielen wird schon klar, dass der Bedarf an privater Vorsorge für das Alter bei jedem unterschiedlich ist. Nun heißt es rechnen. Die erste große Frage ist, wie hoch das Einkommen im Alter sein sollte. Als Anhaltspunkt kann dafür das heutige Nettoeinkommen herangezogen werden. Die meisten Experten nehmen davon noch einen Abschlag vor, weil Rentner in der Regel weniger ausgeben müssen.

 

Zweiter Schritt ist eine Bilanz der schon bestehenden Altersvermögen. Die gesetzliche Rente ist bei Arbeitnehmern hier die wichtigste Säule. Anhand der jährlichen Schätzung der Rentenversicherung kann die Lücke zwischen Bedarf und Rentenanspruch errechnet werden. Die Riester-Rente und die eventuell vorhandene betriebliche Altersvorsorge vermindern die Lücke schon einmal. Zudem sollten andere Vermögenswerte mit berücksichtigt werden. Anstehende Erbschaften gehören dazu oder Kapitalvermögen aus anderen Sparanlagen.

 

Im Internet finden sich viele Rechner zur Ermittlung der Rentenlücke. Doch Vorsicht ist geboten. Dahinter stehen meist Versicherungen oder Finanzvermittler, die ihre Vorsorgeprodukte verkaufen wollen. Ost steht unter dem Strich ein höherer Vorsorgebedarf als tatsächlich nötig. Zwei Online-Helfer bieten allerdings gute Resultate. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge unter der Adresse www.dia-vorsorge.de und die Stiftung Warentest unter www.test.de .

 

Am Ende dieser Rechnung steht bei vielen Arbeitnehmern noch immer eine Differenz zwischen dem erwarteten Alterseinkommen und dem letzten Nettolohn. Dann bleiben zwei Möglichkeiten. Mancher kann sich mit dem Gedanken an Abstriche vom gewohnten Lebensstandard anzufreunden. Wer später nicht verzichten will, muss es heute tun und zusätzlich so viel beiseite legen, dass am Ende noch eine Zusatzrente herausspringt.

 

 

 

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