Die Suche nach sozialverträglicher Kleidung

Wo findet man Textilien, die unter akzeptablen sozialen und ökologischen Bedingungen hergestellt wurden?

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Von Hannes Koch

29. Apr. 2013 –

Verbraucher, die Konsequenzen aus dem Einsturz der Textilfabrik in Bangladesh ziehen wollen, haben es nicht leicht. Sozial und ökologisch verträglich hergestellte Kleidung gibt es zwar – sie zu finden und zu kaufen, bedarf oft aber einiger Aufmerksamkeit und Anstrengung. Solche Produkte sind immer noch die Ausnahmen im großen Angebot.


Sehr hohe soziale und ökologische Qualitätsstandards bietet beispielsweise die Fairwear-Foundation. Das entsprechende Logo findet sich oft, aber nicht immer in den Jacken, T-Shirts, Hemden oder Hosen in den Geschäften. Interessierte Konsumenten können auch auf der Internetseite der Stiftung (siehe Kasten) nachschauen, welche Bekleidungshersteller entsprechend zertifiziert sind. In Deutschland sind dies gegenwärtig 31 Marken.


Diese Unternehmen garantieren, dass sie ihre Produkte beispielsweise unter Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) fertigen lassen. Dazu gehören existenzsichernde Löhne für die Arbeiter in den asiatischen, afrikanischen oder südamerikanischen Zulieferfabriken. Auch den Arbeits- und Gesundheitsschutz will man gewährleisten. Dass bei Bränden in einer Fabrik oder gar beim Einsturz derselben hunderte Arbeiter sterben, soll so verhindert werden.


Zusätzlich zu den ILO-Kernarbeitsnormen und bestimmten ökologischen Mindeststandards bescheinigt das Fairtrade-Baumwoll-Siegel, dass die Bauern einen garantierten Preis über Weltmarktniveau für ihren Rohstoff erhalten. In den Kleidungsstücken im Geschäft findet man ein Siegel, das darauf hinweist.


Empfehlenswert ist auch das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard), ebenfalls ausgewiesen durch Hinweise an den Produkten. Neben den ILO-Kernarbeitsnormen orientiert sich dieser Standard schwerpunktmäßig an strengen Umweltkriterien – darunter das Verbot genmanipulierten Saatgutes. GOTS-Produkte müssen zu 90 Prozent aus Naturfasern bestehen.


Einen sehr nützlichen Ratgeber über die diversen Sozial- und Öko-Siegel, sowie ihre Vor- und Nachteile präsentiert die Christliche Initiative Romero auf ihrer Internetseite. Dort findet man auch Abbildungen der Siegel, was die Suche nach entsprechenden Kleidungsstücken erleichtert. Die ökosozialen Label verschiedener Massenhersteller (unter anderem Otto und C&A) werden dort ebenfalls kommentiert.


Wer solche Textilien mit größerer Qualität kaufen will, muss meist mit höheren Preisen rechnen. Während Billig-T-Shirts fünf Euro oder weniger kosten, sollte man bei den Siegeln mit 20 oder 30 Euro kalkulieren.


Info-Kasten 1

www.fairwear.org

www.fairtrade-deutschland.de

http://www.naturtextil.de/verbraucher/qualitaetszeichen.html

www.ci-romero.de/gruenemode-siegel


Info-Kasten 2

Eingestürzte Fabrik

Bis Montagnachmittag stieg die Zahl der Toten auf 381. Das achtstöckige Fabrikgebäude in Dhaka, der Hauptstadt Bangladesch´, war am vergangenen Mittwoch eingestürzt. Mehrere europäische Modefirmen hatten dort produzieren lassen. Bangladesch ist ein Zentrum der globalen Textilherstellung. Die Beschäftigten arbeiten oft zu extrem niedrigen Löhnen und unter gefährlichen Arbeitsbedingungen.

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