Die Vision lebt weiter

Kommentar zur Elektromobilität

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

20. Jun. 2012 –

Die Hoffnung auf einen Ersatz der Benzinmotoren durch saubere Elektroantriebe ist längst einer nüchternen Betrachtung gewichen. Das Elektroauto wird noch viele Jahre brauchen, bis es sich einen Massenmarkt erschließt. Und als Retter der Umwelt kommt es ohnehin nur in Frage, wenn der Strom für den Betrieb aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Sowohl technisch als auch hinsichtlich des Klimaschutzes müssen Bundesregierung wie Industrie bei ihren Prognosen künftig kleinere Brötchen backen.


Es ist nicht allein eine Frage des Geldes. Sicher könnten Kaufprämien das Interesse der potenziellen Kundschaft vergrößern. Doch an den massiven Schwächen des bisherigen Entwicklungsstandes ändern auch Subventionen nichts. Die Batterietechnik ist auf absehbare Zeit nicht praxistauglich oder zu teuer. Die Reichweiten langen nicht und die Versorgung mit Elektrizität ist nur an wenigen Stellen möglich. Das alles sind Probleme, deren Lösung nicht in kurzer Zeit gelingt. Deshalb werden Ende des Jahrzehnts eher ein paar Zehntausend E-Mobile auf den Straßen unterwegs sein als die ursprünglich anvisierte Million. Mit der Hoffnung auf einen Leitmarkt Deutschland für die dahinter stehenden Technologien sieht es nicht besser aus.


Tot ist die Vision von der sauberen Mobilität deshalb noch lange nicht. Es wird nur länger dauern, bis das E-Mobil massentauglich ist. Womöglich werden sich bis dahin ganz andere Entwicklungen ergeben, die den Individualverkehr verträglicher werden lassen. Elektrisch unterstützte Fahrräder erobern sich zum Beispiel jetzt schon den privaten Markt. Zumindest in den Ballungsgebieten ist das leichte Radeln eine echte Alternative zum Auto. Mit einer entsprechenden Verkehrspolitik kann der Umstieg darauf auch kostengünstig befördert werden. Denn ist eine umweltverträgliche und kostengünstige Gestaltung des Individualverkehrs das herausragende Ziel. Wie es erreicht wird, ist zweitrangig, solange der Verkehr für jeden bezahlbar bleibt.






« Zurück | Nachrichten »