Die Welt des grünen Geldes

Nachhaltige Finanzprodukte werden immer populärer/ Bei der Auswahl des richtigen Ökofonds gilt es einiges zu beachten

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16. Aug. 2009 –

Soziale Verantwortung zeigen, sich für den Umweltschutz engagieren und dabei noch Geld verdienen: Immer mehr Anleger investieren mit gutem Gewissen und stecken ihr Geld in Kapitalanlagen, die sich nicht nur an der Gewinnerwartung sondern auch an sozialen und ökologischen Kriterien orientieren. Bei der Auswahl der „grünen“ Produkte ist jedoch Achtsamkeit geboten, denn fast jeder Anbieter versteht unter dem Begriff etwas anderes.

Eins vorab: Auch die grünen Investmentprodukte sind in den Sog der Finanzkrise geraten – ihr Absturz war jedoch nicht so tief wie der der konventionellen Papiere. „In der Tendenz haben die nachhaltigen Geldanlagen besser abgeschnitten“, berichtet die Geschäftsführerin des Forum Nachhaltige Geldanlagen Claudia Tober. Während beispielsweise herkömmliche Aktien im Durchschnitt 70 Prozent an Wert eingebüßt hätten, hätten nachhaltige Aktien den Kursrückgang auf rund 40 Prozent begrenzen können.

Die Geldbranche hat das Thema Verantwortung entdeckt. Zurzeit zählt der Branchendienst Ecoreporter in Deutschland 204 Fonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Umwelttechnik, Ethik und Erneuerbare Energien –
Mit einem Anlagevolumen von knapp 20 Milliarden Euro. Zum Jahresbeginn waren noch 193 Fonds mit einem Volumen von etwas über 18 Milliarden Euro.

Der Boom beschert den ökosozialen Geldinstituten enorme Kundenzuwächse. Die GLS-Bank, die ausschließlich soziale, ökologische und kulturell zukunftsweisende Unternehmen finanziert, verzeichnet jeden Monat zwischen 800 und 1000 Neukunden. „Ich glaube, in der Gesellschaft hat sich ein starker Bewusstseinswandel vollzogen“, erklärt Christof Lützel, Pressesprecher des Instituts, den Erfolg des Unternehmens. „In allen Bereichen, sei es bei der Ernährung, der Kleidung oder beim Autofahren, versuchen sich die Menschen sinnvoller zu verhalten“, berichtet Lützel. Auch bei der Umweltbank beobachtet man einen stetigen Kundenzuwachs. „Im Moment haben wir rund 76.000 Kunden“, informiert Pressesprecher Alexander Stark. Ende 2008 waren es noch 69.000.  

Bei der Auswahl der grünen Wertpapiere, Fonds und Aktien ist  jedoch einiges beachten. Zum Beispiel täuscht die Bezeichnun „grün“ manchmal. Eine Untersuchung der Stiftung Warentest hat ergeben, dass die meisten Ökofonds auch in die Automobilindustrie oder die Luftfahrt investieren und nur Atomkraft und Gentechnologie in der Landwirtschaft ausschließen. Die meisten Verbraucher hingegen glauben, dass diese Sparten nichts im Portfolio zu suchen habe.

„Vor der Auswahl sollten sich Anleger die Produkte genau anschauen und sich gründlich informieren“,  rät Ecoreporter- Chef Weber. Ein Anlagenkauf sei schließlich keine Sache von einer halben Stunde oder einem Beratungsgespräch. „Ein Auto legt man sich schließlich auch nicht zu, ohne sich gründlich zu informieren“, warnt er. Die Finanzberaterin Susanne Kazemieh rät dazu, aufmerksam den Verkaufsprospekt mit den Produktinfos zu studieren – und bis zum Ende durchzulesen. „Viele Prospekte von Banken preisen auf den ersten Seiten nur die Vorteile an“, weiß sie, “die Nachteile kommen erst ganz zum Schluss.“

Prangt auf der Informationsbroschüre das Europäische Transparenzlogo, so hat sich der Anbieter dazu verpflichtet, seine Kunden ehrlich und korrekt zu informieren. Über 80 Fonds listet das Forum Nachhaltige Geldanlagen inzwischen auf, deren  Verkaufsprospekte das Siegel der mit den zwei ineinander liegenden goldenen Ringen und dem Schriftzug „transparent“ ziert.   

Nicht alles auf ein Pferd setzen. So lautet auch die goldene Regel bei den ökosozialen Geldanlagen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen rät, verschiedene Anlageprodukte entsprechend den eigenen Bedürfnissen zu kombinieren. Etwa so: Einen Teil des Geldes hält man in liquider Form, etwa auf einem Girokonto. Einen anderen Teil legt man in sicherer Form langfristig an, zum Beispiel in Rentenpapiere mit hoher Bonität. Und mit den verbleibenden Mitteln erwirbt man Anlagen mit tendenziell hoher Rentabilität, aber auch geringer Sicherheit, wie Aktien. Doch eines eint die ethischen Anlagen mit allen anderen Sparformen. 100 Prozent gibt es nirgendwo.

Eine Übersicht über Fonds, die soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen, findet man im Internet zum Beispiel unter www.nachhaltiges-investment.org oder www.test.de/oekofonds.  


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