Die Weltwirtschaft soll grün werden
Rio-Gipfel: CDU und Grüne plädieren gemeinsam für eine nachhaltige Ökonomie
15. Mai. 2012 –
Die christdemokratische Bildungsministerin Annette Schavan und die grüne Fraktionsvorsitzende Renate Künast wollen zusammen die Welt retten. Ein Zeichen für neue schwarz-grüne Regierungsoptionen? Eher nicht. Aber der gemeinsame Auftritt am Dienstag in Berlin zeigt doch, wie ähnlich und zugleich fortschrittlich die großen Parteien inzwischen agieren.
Schavan, Künast und außerdem der Chef der grünen Heinrich-Böll-Sitftung Ralf Fücks präsentierten den neuen Bericht „Zur Lage der Welt 2012“, den das in Washington ansässige Worldwatch Institut herausgibt. Die Vorstellung war Teil des Aufgalopps für den Weltnachhaltigkeitsgipfel, der im brasilianischen Rio de Janeiro Ende Juni stattfindet. Dort sollen sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen gegenseitig das Versprechen geben, die Weltwirtschaft ergrünen zu lassen. Damit will man die Armut verringern und gleichzeitig die Umwelt schützen – so steht es im Entwurf der Rio-Abschlusserklärung, der bereits veröffentlicht wurde.
Wie aber soll man sich eine „nachhaltige Weltwirtschaft“ in 20 Jahren konkret vorstellen? Ein Beispiel: Deutschland könnte konkurrenz- und exportfähige Elektroautos entwickeln und verkaufen, die die benzingetriebene Automobilflotte allmählich zurückdrängen. Das schützt einerseits das Klima, sichert andererseits aber auch Arbeitsplätze und damit den hiesigen Wohlstand. Ökologie und Ökonomie gehen eine Verbindung zum beiderseitigen Nutzen ein.
Und was haben Asien und Afrika davon? Wenn die in Deutschland hergestellten Elektrofahrzeuge gut und preisgünstig wären, fänden sie auch Käufer in Schwellen- und Entwicklungsländern. Einerseits könnte das den dortigen Wohlstand befördern, denn Elektromobilität ist künftig möglicherweise eine billigere Alternative zu teuren benzingetriebenen Autos. Und zweitens hielten sich die Umweltschäden in Grenzen, wenn später Milliarden Menschen zusätzlich Fahrzeuge benutzen.
Heute klingt so etwas visionär. In seinem Bericht zur Lage der Welt beschreibt das Worldwatch-Institut jedoch auch praktische ökonomische Modelle und Politikansätze, wie dieses Zukunftsbild Realität werden könnte. Schavan, die als Forschungsministerin großes Interesse an derartiger Beratung hat, gab die Devise aus: „Wir müssen Nachhaltigkeit profitabel machen.“
Ob der Rio-Gipfel zu derartigem Fortschritt einen Beitrag leistet, bleibt freilich abzuwarten. Unter anderem die EU-Staaten schlagen zwar quantifizierbare Indikatoren und Entwicklungsziele vor, an denen sich der Umstieg auf die grüne Wirtschaft der Zukunft messen ließe. Unsicher ist allerdings, ob eine Mehrheit der UN-Mitglieder bereit ist, verbindliche Regeln zu unterschreiben.