Doch, sie sind blöd!

Kommentar zu Lidl von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

08. Apr. 2010 –

Deutschland ist Discountland. In kaum einem unserer Nachbarstaaten ist die Marktmacht der Billigläden so groß wie hier. Woran das liegt, müssen die Kulturhistoriker noch erforschen. Klar erscheint aber: Irgendwer trägt immer die hohen sozialen und ökologischen Kosten billiger Produkte. Auf diesen Umstand verweisen nun Verbraucherschützer und Menschenrechtsaktivisten mit ihrer Klage gegen die Discountkette Lidl. Die Firma soll irreführende Werbung unterlassen, mit der sie ihre Produkte als sozialverträglich anpreist.


Denn um hierzulande Hosen für 5,99 Euro verkaufen zu können, zahlt Lidl den Arbeitern seiner Zulieferbetriebe in Bangladesh quasi nichts. Monatslöhne von unter 30 Euro reichen selbst in einem Entwicklungsland kaum dafür aus, eine Familie durchzubringen. Und Lidl ist kein Einzelfall – ein guter Teil der Billig-Waren entsteht unter derartigen Arbeitsbedingungen.


Wer diese Dinge kauft, unterstützt die miesen Verhältnisse bei der Produktion. Dabei muss die Mehrheit der Menschen in diesem Lande nicht billig konsumieren. Sie kann es sich leisten, auf soziale und ökologische Qualität zu achten. Und wir müssen uns klarmachen: Wenn wir selbst gute Gehälter erwarten, sollten wir Kleidung kaufen, für die vernünftige Löhne gezahlt wurden. Denn das Lidl-System drückt die Arbeitskosten nicht nur in Bangladesh, sondern auch hier. Man kann es so sagen: Wer die Ich-bin-doch-nicht-blöd-Produkte kauft, hat den Schuss nicht gehört.

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