Druck zur Gebührensenkung wächst

Banken und Sparkassen uneins über künftige Automatengebühren / Auswüchse sollen aber beendet werden

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Von Wolfgang Mulke

18. Mär. 2010 –

Die hohen Gebühren für das Abheben von Bargeld an 
fremden Geldautomaten könnten bald der Vergangenheit angehören. Die
beiden großen Bankenverbände suchen eine neue Gebührenregelung. Momentan
müssen Kunden oft zehn Euro bezahlen, wenn sie am Automaten einer
fremden Bank etwas abheben wollen. Die Höhe der Kosten ist dabei nicht
immer leicht erkennbar.

Der Ärger über die kaum nachvollziehbaren Gebühren ist mittlerweile
groß. Der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv)
spricht gar von Wucher. "Deshalb muss die Politik eingreifen und die
Gebühren deckeln", verlangt Gerd Billen. Verbündete für diesen Vorschlag
finden sich in der SPD. "Eine angemessene Gebühr dürfte zwei Euro nicht
übersteigen", sagt deren verbraucherpolitische Sprecherin Elvira
Dobrinski-Weiß. Auch in der Union ist das Unbehagen über die momentane
Praxis groß. Verbraucherministerin Ilse Aigner will über das weitere
Vorgehen aber erst entscheiden, wenn die Ergebnisse einer Prüfung des
Bundeskartellamts vorliegen.

Die Behörde reagiert damit auf die Beschwerden von Verbrauchern und
Kreditinstituten. Inzwischen hat das Amt 280 Banken und Sparkassen
angeschrieben. Dabei interessiert die Wettbewerbshüter vor allem, wie
die Institute Bargeldabhebungen untereinander berechnen. Denn auch hier
schlagen einige Geldhäuser gnadenlos Gebühren drauf. Nach Angaben des
Bundesverbands der Deutschen Banken (BdB) kann das Abheben am fremden
Geldautomaten die kontoführende Bank schon einmal 20 Euro kosten. Auch
aufgrund dieser so genannten Interbankengebühren werden die Verbraucher
am Ende kräftig zur Kasse gebeten. Das Kartellamt rechnet noch im März
mit den Antworten, die schnell ausgewertet werden sollen.

Union und FDP wollen keine staatliche Preisvorgabe einführen. Der
Vorsitzende des Verbraucherausschusses, Hans-Michael Goldmann (FDP)
plädiert für eine Selbstverpflichtung der Banken. Ihm schwebt ein
Gebührenkorridor von fünf bis sieben Euro pro Abhebung vor. Die CDU will
vor allem mehr Klarheit am Automaten. Der Preis für eine Abhebung soll
dem Kunden deutlich vor Augen geführt werden, damit dieser zu einer
anderen Bank gehen kann, wenn es ihm zu teuer wird.

Auch die Kreditwirtschaft selbst sucht neue Wege. Sparkassen und
Privatbanken vertreten aber noch unterschiedliche Positionen. Die Banken
wollen einen Preisdeckel für die Berechnung der Abhebungen untereinander
einführen. Die Sparkassen hingegen plädieren für eine Abschaffung der
Interbankengebühr. Nur am Geldautomaten selbst sollen Kosten geltend
gemacht werden. "Dann tritt erstmals Wettbewerb ein", glaubt eine
Sprecherin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Der
Streit zwischen den Verbänden geht auf differierende Interessenslagen
zurück. Die Sparkassen haben mit über 25.000 Geldautomaten das größte
Netz installiert. Sie wollen den Betrieb insbesondere in den dünn
besiedelten Gebieten nicht kostengünstig in den Dienst der Konkurrenz
stellen. Die Geschäftsbanken befürchten wiederum, dass die Sparkassen
Kunden anderer Institute über dort hohe Gebühren abkassieren, wo es
keine Geldautomaten anderer Unternehmen gibt. In der nächsten Woche
treffen sich die Branchenvertreter, um einen Kompromiss auszuhandeln.

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