Dubiose Inkassofirmen werden zur Plage

Willkürliche Gebühren treiben Kosten in luftige Höhen Verbraucherzentralen fordern Regulierung der Geldeintreiber

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Von Wolfgang Mulke

01. Dez. 2011 –

Mit Willkür und Phantasiegebühren treiben manche Inkassounternehmen die Kosten für die Schuldner in schwindelerregende Höhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung von rund 4.000 Beschwerden der Schuldner durch den Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Bei allen Fällen zusammengenommen erhöhten sich die Forderungen durch die Geldeintreiber durch gebühren, Auslagen und Zinsen von 490.000 Euro auf rund 750.000 Euro. In einem Extremfall wurde aus einer Rechnung über 20,84 Euro am Ende eine Forderung von 1.200 Euro. „Unseriöses Inkasso ist eine bedrohliche Plage“, stellt vzbv-Chef Gerd Billen fest. Abzocke und Einschüchterung müssten endlich gestoppt werden.


Die betroffenen Verbraucher reklamierten die Forderungen, bis bisweilen unter zehn Euro lagen, bei den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen. Insofern ist die Umfrage nicht repräsentativ. Angesichts des Gesamtvolumens von 24 Milliarden Euro, das die Inkassobranche jährlich im Auftrag der Gläubiger bei deren Kunden anmahnt, gibt die Studie nur einen Ausschnitt der Realität wieder. Dennoch stellt sich der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) an die Seite der Verbraucherschützer. „Die legen den Finger in die Wunde“, sagt dessen Sprecher Marco Weber. Der BDIU hat sich schon mehrfach von den schwarzen Schafen unter den Eintreibern distanziert.


Die vom vzbv ausgewerteten Fälle legen ein zweifelhaftes Geschäftsgebaren offen. Bei 84 Prozent der Beschwerden war die Forderung unberechtigt, bei weiteren 15 Prozent ließ sie sich nicht nachvollziehen. Nur jeder Hundertste Mahnbrief war in Ordnung. Die Rechnungen standen meist in Zusammenhang mit am Telefon oder im Internet untergeschobenen Verträgen, Abofallen oder Gewinnspielwerbung. „Viele Betroffene zahlen aus Unkenntnis und Angst“, beobachtet der Chef der Verbraucherzentrale Niedersachsen, Olaf Weinel. Gedroht werde beispielsweise mit Hausbesuchen, Schufa-Einträgen oder Kontopfändungen.


Die Beschwerden betrafen 116 der 750 in Deutschland zugelassenen Inkassofirmen. Zehn davon fielen durch eine besonders häufige Nennung auf. Spitzenreiter ist mit 40 Prozent der Reklamationen die Deutsche Zentral Inkasso GmbH in Berlin. Das Unternehmen ließ die Bitte um eine Stellungnahme bislang unbeantwortet. Gegen Weinel hatte sie nach eigenen Angaben bereits im August eine Strafanzeige gestellt, weil der Verbraucherschützer zuvor von einer „Inkassomafia“ sprach.


„Inkasso braucht Regeln, gesetzliche Informationspflichten, verlässliche Gebührenvorgaben und eine schlagkräftige Aufsicht“, verlangt Billen nun. Der BDIU unterstützt die Forderungen teilweise, vor allem nach Sanktionen und einer besseren Aufsicht. Denn die Behörden in den Ländern nehmen diese Aufgabe offenkundig nur unzureichend wahr. Bislang gab es erst drei Fälle, in denen unseriösen Inkassofirmen die Erlaubnis für das Geschäft entzogen wurde.



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