E-Mail bei Verspätung

Die Bahn will künftig früh über Verzögerungen und Zugausfälle unterrichten / Zunächst kommen nur Internetkunden an den neuen Service

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Von Wolfgang Mulke

20. Feb. 2012 –

Die Deutsche Bahn verschickt ab sofort E-Mails, wenn sich ein Zug verspätet oder ausfällt. Das teilte das Unternehmen zu Wochenbeginn mit. In den Genuss des neuen Dienstes kommen zunächst allerdings nur Fahrgäste, die ihr Ticket im Internet buchen. „Unsere Kunden sagen uns immer wieder, wie wichtig eine frühzeitige Information im Störungsfall ist“, begründet der für den Personenverkehr zuständige Vorstand Ulrich Homburger das Angebot.


Über fünf Millionen Kunden haben sich im Internet einen Zugang zum elektronischen Buchungssystem der Bahn einrichten lassen. Beim Kauf eines Fahrscheins können sie künftig kostenlos aktuelle Informationen über die gebuchte Verbindung bestellen. Voraussetzung ist, dass wenigstens einen Tag von Abfahrt des Zuges gebucht wird und mindestens eine Fernstrecke im Reiseplan enthalten ist. Trotzdem erreicht das Unternehmen schon einen großen Teil der Fahrgäste. Zwischen 40 und 50 Prozent aller Tickets im Fernverkehr werden schon im Internet verkauft.


Wenn die Fahrplanwächter der Bahn eine Verspätung von mehr als zehn Minuten vorhersagen, geht eine E-Mail an den Kunden heraus. Die Nachricht enthält einen Link auf eine Webseite mit den Informationen zur gebuchten Fahrt. Die Bahn schickt auch einen Hinweis, wenn ein Anschluss gefährdet ist, an einer üblicherweise angefahrenen Station nicht gehalten wird oder der Zug ganz ausfällt.


Das Unternehmen testet den Service erst einmal. Wenn alles gut geht, sollen auch andere Vertriebswege als die Online-Buchung einbezogen werden. Auf einen Zeitpunkt will sich das Unternehmen noch nicht festlegen. „Wir warten erst einmal die Reaktion unserer Kunden ab“, sagt ein Sprecher.


Allerdings gibt es auch Schwachpunkte dabei. Die Störungsmeldung geht frühestens zwei Stunden vor dem Start der Reise beim Fahrgast ein. Ändert sich die Verkehrslage wieder, erfolgt keine neuerliche Benachrichtigung. Sollte der Zug also die Verspätung wieder aufholen und der Kunde in der Annahme einer Verzögerung am Bahnhof einen Kaffee trinken, verpasst er ihn womöglich. „Der Versand der E-Mail sowie deren Inhalte erfolgt ohne Gewähr“, warnt die Bahn vorsichtshalber. Bei einer entsprechenden Meldung sollte der Betroffene also sicherheitshalber noch einmal auf den Link in der Nachricht klicken, um den aktuellen Stand der Dinge abzurufen. Ein anderer Haken lauert eventuell auf Passagiere ohne Smartphone. Wenn sie auf ihrem Handy keine Nachrichten empfangen können, weil es nicht internetfähig ist, erreichen sie die Informationen nicht.


Am besten wäre es, wenn der Dienst durch pünktliche Züge überflüssig wäre. Doch davon ist die Bahn noch weit entfernt. Im Januar kamen gut 86 Prozent der Fernzüge pünktlich an, also weniger als sechs Minuten zu spät. Von den täglich 20.000 Fahrten auf den langen Strecken in etwa jeder zwanzigste Zug mehr als eine Viertelstunde in Verzug.


Über die Mailmeldung hinaus erweitert die Bahn die Bezahlmöglichkeiten im Internet. Neben der Kreditkarte und der Lastschrift können Tickets künftig auch mit dem Abrechnungssystem PayPal ihre Fahrscheine entgelten.

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