E-Rad-Hersteller kritisieren Stiftung Warentest

Drei Firmen weisen negativen Test-Bericht über Elektro-Fahrräder zurück

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Von Hannes Koch

28. Okt. 2013 –

Mehrere Hersteller von Elektro-Fahrrädern wehren sich gegen einen Test-Bericht der Stiftung Warentest. Die Verbraucherorganisation hatte im vergangenen Mai ihren Report über E-Bikes mit überwiegend schlechten Noten veröffentlicht. Diese Ergebnisse seien teilweise falsch, erklären nun die Firmen Biketech, Bosch und Derby Cycle. Sie machen dafür auch mangelhafte technische Prüfverfahren der Stiftung verantwortlich. In einem Fall hat diese ihre Kritik inzwischen relativiert.

 

Alle anderen Kritikpunkte zu Mängeln an den Fahrrädern hält die gemeinnützige, öffentlich geförderte Verbraucherorganisation aber aufrecht, sagte Warentest-Mitarbeiter Kolja Oppel gegenüber dieser Zeitung.

 

Die Stiftung hatte 16 der sogenannten Pedelecs getestet – Räder, die mit unterstützendem Elektromotor bis zu 25 Kilometer pro Stunde schnell sein dürfen. Nur zwei Gefährte schnitten mit dem Urteil „Gut“ ab. Neun erhielten dagegen die Note „Mangelhaft“, weil beispielsweise die Rahmen oder die Lenker unter Dauerbelastung brachen. Hinzu kamen schlechte Bremsen und andere Defekte.

 

Die Testergebnisse überprüften die Hersteller nun in den vergangenen Monaten durch eigene technische Kontrollen. Dabei stellten sie fest, dass zwei Räder von Kalkhoff und Pegasus den Funkverkehr von Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen entgegen der Behauptung der Stiftung doch nicht störten. Laut Warentest bestand die Gefahr, dass die elektromagnetische Strahlung der Fahrrad-Motoren die Kommunikation der Hilfsdienste durcheinanderbringen konnte.

 

Diese Einschätzung hat Warentest kürzlich korrigiert. „Die Fahr­räder Kalkhoff Impulse Premium i8R und Pegasus Premio E8 über­schreiten zwar die gesetzlichen Grenz­werte für funk­störende Beeinflussungen, eine Störung der Funk­dienste von Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen erscheint allerdings unwahr­scheinlich, wie sich im Nach­hinein heraus­gestellt hat.“

 

Keinen Kompromiss gibt es hingegen in dem anderen Fall, den vor allem die betroffene Firma Biketec aus der Schweiz kritisiert. Warentest hatte festgestellt, dass bei dem teuren, auch in Deutschland häufig benutzten Biketec-Modell Flyer C5R Deluxe die sogenannten „Ausfall-Enden“ unter Dauerbelastung brachen. Die Ausfall-Enden sind die Teile des Fahrradrahmens, in denen die Hinterachse festgeschraubt ist.

 

Biketec-Geschäftsführer Kurt Schär erklärte am Montag in Berlin, dieser angebliche Fehler sei seines Wissens in der Praxis noch bei keinem seiner Räder aufgetreten. Außerdem betonte er: „Durch Nachtests konnten wir die Ergebnisse der Stiftung Warentest eindeutig widerlegen.“ Der merkwürdige Rahmenbruch im Stiftungstest sei durch einen mangelhaften Versuchsaufbau zustande gekommen, bei dem Warentest das Rad zu starr eingespannt habe. Schär verlangt eine Richtigstellung.

 

Dazu ist die Organisation aber nicht bereit. „Uns sind keine systematischen Fehler im Versuchsaufbau bekannt“, sagte Holger Brackemann von Stiftung Warentest.

 

Um den Imageschaden zu verringern, hat Biketec die Garantie für seine Flyer-Modelle ab 2003 auf zehn Jahre verlängert. Der Geschäftsführer kritisiert, durch den Warentest-Bericht habe sein Unternehmen, das auf E-Bikes spezialisiert ist, einen großen wirtschaftlichen Verlust erlitten. Biketec prüft, ob man Schadensersatz verlangen kann.

 

Der Zweirad-Industrie-Verband wirft der Stiftung vor, teilweise fragwürdige Testmethoden anzuwenden. „Jeder Test must reproduzierbar und transparent sein“, sagt ZVI-Geschäftsführer Siegfried Neuberger, „offensichtlich sind aber diese Kriterien bei dem Pedelec-Test verletzt worden“.

 

Streitigkeiten zwischen Unternehmen, die sich benachteiligt fühlen und der Stiftung Warentest kommen immer wieder vor. Die Stiftung untersucht die Produkte nicht selbst, sondern beauftragt Labore.

 

Info-Kasten

Elektroräder

Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes sind inzwischen 1,4 Millionen Elektro-Fahrräder in Deutschland unterwegs. Der Zuwachs ist groß. Elektromobilität bei Fahrrädern ist eine Erfolgsgeschichte – im Gegensatz zum momentanen Stand bei Autos, von denen erst wenige tausend auf den Straßen rollen.

Der Test der Stiftung Warentest findet sich hier:

www.test.de/Elektrofahrraeder-Das-Risiko-faehrt-beim-E-Bike-mit-4542780-4626524/

Die Sicht der Unternehmen steht hier:

www.e-bikeinfo.de

 

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