Einkauf mit der Lupe

Die EU will bei der Lebensmittelkennzeichnung nur Minibuchstaben vorschreiben

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Von Wolfgang Mulke

12. Jan. 2010 –

Manchmal geht es auch in der EU nur um Millimeter. Das ist bei der Diskussion um eine Mindestgröße für die Schrift auf den Lebensmittelverpackungen der Fall. Nährwerte wie Fett, Salz oder Zucker müssen bald verbindlich auf allen Tüten und Päckchen angegeben werden. Ursprünglich wollte die EU, dass die Buchstaben wenigstens drei Millimeter hoch sein müssen. Nun sollen es nur noch 1,2 Millimeter sein. Das hat die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen dem Bundestag berichtet.

 

„Ein gesunder Einkauf soll in Zukunft nur noch mit der Lupe möglich sein“, kritisiert die Landwirtschaftspolitikerin der Grünen, Bärbel Höhn. In kleinster Schrift sollten ungesunde Zutaten Dickmacher versteckt werden. Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) befürchtet, dass viele Verbraucher die Minibuchstaben nicht entziffern könnten. „Wir halten 1,2 Millimeter für zu gering“, sagte die Ernährungsexpertin des Verbands, Clara Meynen.

 

Dagegen verteidigt das Landwirtschaftsministerium den Kompromiss. Bei großen Buchstaben würden die verlangten Angaben nicht mehr auf die Verpackung passen, erläuterte ein Sprecher. Gegen die bestehende Regelung sei die geplante Neufassung eine Verbesserung.  

 

Bisher sind die Vorgaben für die Kennzeichnung eher schwammig. Die Schrift soll gut lesbar sein. Die Größe der Schrift bleibt den Herstellern überlassen. In der Praxis sind die Buchstaben in vielen Fällen nicht einmal einen Millimeter hoch. Insofern stellt der EU-Vorschlag durchaus einen Fortschritt dar.

 

Damit ist ein weiterer Streit um die Nährwertkennzeichnung eröffnet. Voraussichtlich im Mai wird über eine europäische Neuregelung abgestimmt. Seit Jahren schon kämpfen Verbraucherverbände und Gesundheitsexperten auf der einen Seite für eine farbliche Darstellung der wichtigsten Nährstoffe, die so genannte Ampel. Die Industrie sowie Union und FDP lehnen die plakative Darstellung des Gehalts an Zucker, Salz und Fetten ab. 

 

 

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