Es bleibt teuer
Warum die Energiepreise kaum sinken
23. Mai. 2023 –
Gas wird billiger, der Rohöl-Preis fällt. Alles wird wieder, wie es früher einmal war? Garantiert nicht. Gut, Gas- und Ölförderer und -händler weltweit haben sich darauf eingestellt, dass Russland gegen die Ukraine Krieg führt, was die Unsicherheit verringert und damit die Preise sinken lässt. Aber die Zeiten billigen Gases oder Öls sind dennoch aus mehreren Gründen vorbei.
Auf den Vergleichsportalen im Internet locken einige Gasanbieter zum Wechsel. Diese Firmen bieten den Brennstoff zum Teil deutlich günstiger an als die regionalen Grundversorger. Meist kaufen solche Schnäppchenanbieter das Gas an den Spotmärkten, also kurzfristig. Entsprechend gab es keine Supersonderangebote im vergangenen Jahr, als die Preise am Spotmarkt hochgeschossen waren. Die Grundversorger hingegen arbeiten mit langfristigen Lieferverträgen. Deshalb stiegen deren Preise während der Gasknappheit nur langsam und deshalb wird es dauern, bis sie die Preise für die Kunden senken. Wenn überhaupt.
Derzeit kostet eine Megawattstunde Gas zur Lieferung im Juni rund 30 Euro. Zur Lieferung im Winter sind aber mehr als 50 Euro fällig. Das zeigt schon mal einen Trend. Und: 30 Euro wirken im Vergleich zu den fast 307 Euro im August 2022 wenig, sind aber deutlich mehr als die 15 bis 20 Euro im langjährigen Mittel bis Sommer 2021.
Niedrig sind die Gaspreise wegen des großen Angebots. Die Deutschen haben gespart, Flüssiggas kommt per Tanker und ersetzt russisches Gas. Die Speicher sind vergleichsweise voll – dank warmem Winter. Sollte der nächste Winter kalt werden, wird es dennoch wieder eng, die Preise werden dann kräftig anziehen. Und möglicherweise steigt der ein oder andere Billiganbieter dann wieder aus. Der Kunde muss dann zahlen.
Am Ölmarkt versuchen die Förderstaaten der Opec gemeinsam mit Russland, weniger zu fördern, um den Preis hochzuhalten. Nicht nur wegen höherer Einnahmen für die Produzenten, sondern auch als geopolitische Strategie. Gerade Saudi-Arabien versucht, sich von den USA abzunabeln und als eigene politische Macht zu etablieren.
Und selbst wenn das Gas- und Ölangebot groß genug sein sollte, wird es mittelfristig teurer, denn der Kohlendioxid-Preis kommt noch oben drauf. Das ist politisch so gewollt, um fossile Brennstoffe weniger attraktiv zu machen, den CO2-Ausstoß zu senken und so den Klimawandel zu bremsen. Verbraucher sollten zum Beispiel die Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzen oder ein Verbrennerauto durch ein elektrisches. An dieser politischen Strategie wird sich nichts ändern. Immobilienbesitzer, die auf niedrige Gaspreise setzen und wenig sparen, schweben also auf Dauer in der Gefahr, draufzuzahlen.