Euro-Bonds oder Euro-Austritt

Investorenlegende Soros macht wieder einmal einen Vorschlag für die Lösung der Euro-Krise

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Von Hannes Koch

10. Apr. 2013 –

Der renommierte Hedgefonds-Investor George Soros (82) rät zu einer schnellen, harten Entscheidung. Entweder sollten die Euro-Staaten gemeinsame Staatsanleihen einzuführen, um die Krise zu beenden, oder Deutschland solle aus der Währung aussteigen und zur D-Mark zurückkehren.


Die Ratschläge des legendären Financiers haben Gewicht. Berühmt wurde er spätestens 1992, als es ihm gelang, das britische Pfund aus dem europäischen Währungssystem zu drängen und dabei einen Milliardengewinn zu erwirtschaften. Einen Namen machte er sich außerdem, indem er demokratische und regierungskritische Organisationen unter anderem in Osteuropa finanziell unterstützt.


Seine aktuelle Intervention begründet Soros so: Euroland stecke selbstverschuldet in der Klemme, weil besonders die Bundesregierung die einfachste Lösung verweigere. Diese bestehe darin, gemeinsame Staatsanleihen der 17 Euro-Staaten herauszugeben. Dadurch würden die hohen Zinsen, die Griechenland, Spanien, Portugal oder Italien immer weiter in die Verschuldung trieben, sinken, und der wirtschaftlichen Erholung stehe nichts mehr Weg.


Unter anderem die Bundesregierung blockiert diese Lösung seit Jahren. Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Berater befürchten, dass sich die anderen Staaten sonst auf deutsche Kosten weiter verschulden und die Inflation steige. Außerdem meint Merkel, dass ihre Wähler zu große Nachgiebigkeit gegenüber den vermeitlich verschwenderischen Südländern nicht honorieren. Bleibe Deutschland bei dieser Haltung, solle es doch selbst aus der gemeinsamen Währung aussteigen, um den anderen Euro-Staaten die Lösung mit Euro-Bonds zu ermöglichen, schreibt Soros in einem kurzen Essay für Spiegel Online.


Mit seinem Vorschlag, gemeinsame Staatsanleihen einzuführen, steht Soros nicht alleine. Der deutsche Sachverständigenrat, der die Bundesregierung berät, hat vor Jahren einen ähnlichen Plan entworfen. Die möglichen Folgen der Alternativ-Idee – Euro-Austritt Deutschlands – diskutiert Soros in seinem Aufsatz nicht. Im Falle der Realisierung bestünde die Gefahr, dass Euroland zerbricht und eine schwere Krise einsetzt.


So interessant die Vorschläge George Soros´ mitunter sein mögen – immer gibt es zwei grundsätzliche Probleme. Erstens: Soros urteilt auch als Investor, der auf Gewinn spekuliert. Nach eigenen Worten ist er zwar nicht mehr an der operativen Geschäftsführung seines Fonds beteiligt, als großer Anteilseigner dürfte sein Wort für die Entscheidungen der Fondsmanager aber weiterhin Gewicht haben. Deshalb kann man davon ausgehen, dass Soros´ politische Ratschläge von seinem Interesse als Investor gefärbt sind. Politiker und Staatsbürger sollten also vorsichtig sein. Entscheidungen wie die Einführung von Eurobonds oder gar der Austritt eines Landes aus dem Euro können Schockwellen und Wertschwankungen der Währungen verursachen, von denen Investoren, nicht aber die Allgemeinheit profitieren.


Zweitens: Aufgrund seiner früheren Erfolge und seines Renommees leidet Soros an dem Sendungsbewusstsein, der Welt die Welt zu erklären. Aber er ist nicht mehr der Frischeste. Wer ihn in den vergangenen Jahren persönlich erlebt hat, weiß, dass seine Vorträge haken und er ziemlich wackelig unterwegs ist. Fraglich erscheint, ob er komplizierte politische Prozesse, ihre Bedingungen und Auswirkungen noch vollständig erfassen will oder kann. Europa ist die einzige Region auf der Welt, die nach fürchterlichen Kriegen eine Union von 27 Nationalstaaten geschaffen hat. Wird dieser historische Fortschritt in Frage gestellt durch ein paar Milliarden Euro Staatsschulden und einige Prozent Arbeitslosigkeit? Haben Finanzspezialisten das Zeug, darüber zu urteilen?

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