Experten zweifeln an Riester-Rente

Hohe Kosten und minimale Transparenz / Verbraucherschützer für Staats-Riester

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Von Wolfgang Mulke

07. Dez. 2009 –

Die Riester-Rente ist nach Ansicht von Experten acht Jahre nach der Einführung kein Erfolgsmodell. Die staatlichen Zulagen landen zu großen Teilen als Gebühren bei den Versicherungen, Fondsgesellschaften oder Bank. Kaum ein Anbieter weist die Kostend er Produkte entsprechend den gesetzlichen Vorgaben aus. Die Verbraucher können die für sie besten Produkte nicht herausfinden. „Wir haben weniger einen Wettbewerb als eine Lotterie“, sagt der Bamberger Professor Andreas Oehler, der die Riester-Verträge im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) untersucht hat.

 

Eigentlich soll die geförderte Zusatzrente die Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus ausgleichen. Das Ziel wurde bei weitem nicht erreicht. Knapp 13 Millionen Förderberechtigte haben zwar mittlerweile einen Vertrag abgeschlossen. Doch bis zu 35 Millionen sollten es sein. Und nach Beobachtungen Oehlers werden die Geringverdiener, für die eine Zusatzrente besonders wichtig ist, oft nicht erreicht. Die meisten Versicherten mit Einkommen von weniger als 20.000 Euro seien verheiratete Frauen, stellt der Forscher fest. Zusammen mit dem Gehalt des Mannes zählt diese Gruppe nicht zu den Menschen mit geringem Einkommen.

 

Miserable Noten stellt das Gutachten den Anbietern aus. „Die Kosten werden im Wettbewerb oftmals verschwiegen“, erläutert Oehler. Dabei ist die Preistransparenz sogar gesetzlich vorgeschrieben.  Nicht einmal jeder zweite Anbieter stellt überhaupt nutzbare Kosteninformationen bereit. Bei 40 Prozent der Verträge gab es gar keine Angaben in Euro und Cent dazu. Angaben zu Verwaltungskosten waren häufig unvollständig oder unverständlich. Kosten bei einem Vertragswechsel wurden oft gar nicht erwähnt.

 

Der Vergleich der Produkte wird den Sparer damit nahezu unmöglich gemacht. Der vzbv fordert daher stärkere Kontrollen der Informationspflichten. „Das muss zur Kernaufgabe der Finanzaufsicht werden“, verlangt Verbands-Chef Gerd Billen. Bislang kümmere sich das zuständige Finanzministerium nicht um die Belange der Riester-Sparer. Bei einem Einsatz von sechs Milliarden Euro Steuergeld für die Förderung sei dies unverständlich.

 

Die Förderung nützt vor allem den Anbietern, wie eine Untersuchung von Verträgen für 45-jährige und 30-jährige Anleger zeigte. Von den Zulagen für den Älteren in Höhe von 4.703 Euro blieb ein Rest von 1.109 Euro als Guthaben übrig, bei der 30-jährigen verschwanden von 10.191 Euro Staatszuschuss 90 Prozent in der Kasse der Anbieter. Oehler fordert daher eine gesetzliche Obergrenze für die Kostenbelastung.

 

Noch weiter geht der vzbv, der eine Art staatlicher Riesterangebote vorschlägt, die nicht gewinnorientiert sein sollen. So könnten beispielsweise von der Bundesfinanzagentur, die die sicheren Bundeswertpapiere herausgibt und verwaltet, Riesterkonten angeboten werden.

Nach Berechnungen des Magazins Ökotest fahren Sparer mit ungeförderten Rentenversicherungen teilweise finanziell besser als Riester-Sparer mit ihrer Zulage. Bei den von der Zeitschrift getesteten Modellfällen lag das mit Riester angesparte Kapital zum Rentenbeginn um bis zu 3.263 Euro niedriger als das mit einer ungeförderten Versicherung angehäufte Guthaben – bei gleichen Laufzeiten und Einzahlungen.

 

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