• Martina Zambelli ist seit 2008 stellvertretende Leiterin des Steinbeis-Beratungszentrums für Personal- und Persönlichkeitsentwicklung.
    Bild: PR

Fehler als Chance, nicht als Makel

Fehler passieren – auch im Job. Wie Mitarbeiter und Chefs mit Patzern und Missgeschicken richtig umgehen, weiß Martina Zambelli. Die 45-Jährige ist seit 2008 stellvertretende Leiterin des Steinbeis-Beratungszentrums für Personal- und Persönlichkeitsentwic

Teilen!

11. Dez. 2009 –

Mandy Kunstmann: Verschollene Unterlagen, oder miese Präsentationen: Ist es nicht von Nachteil für Unternehmen, wenn Mitarbeiter oder Vorgesetzte Fehler machen?

 

Martina Zambelli: Für Firmen kann es von Nachteil sein, wenn Fehler gemacht werden. Schließlich bringen Fehler häufig Kosten mit sich. Wie hoch die Kosten sind, hängt von der Art und den Auswirkungen des Fehlers und dem Kontext ab. Es macht schon einen Unterschied, ob die Präsentation vor einem Kunden missglückt oder vor Kollegen. Der Kunde vergibt als Konsequenz vielleicht keinen Auftrag. Missgeschicke können aber auch positiv gesehen werden.

 

Kunstmann: Und wie geht das?

 

Zambelli: Ganz einfach: Fehler passieren, und man kann aus ihnen lernen. Wenn in einem Unternehmen Fehler als Chance und nicht nur als Makel begriffen werden, profitieren alle. Manchmal sind Mitarbeiter blockiert, weil sie Angst davor haben, etwas falsch zu machen. Arbeiten alle im Team zusammen und tragen zur Lösungsfindung bei, wenn ein Fehler passiert ist, schafft das Motivation, Teamgeist und Kreativität. So werden Ängste abgebaut.

 

Kunstmann: Heißt das, dass jeder sämtliche Fehler im Job offen kundtun sollte?

 

Zambelli: Ich bin für Offenheit. In einem Umfeld, in dem Fehltritte negativ bewertet werden, hat dies aber Konsequenzen. Es hängt sicher von der Fehlerkultur der Abteilung ab, also davon wie mit Ausrutschern umgegangen wird. In Deutschland sehe ich häufig ein zwiespältiges Verhältnis zum Thema Fehler. Einerseits sagen wir „Nobody is perfect“ und auf der anderen Seite finden viele es schwierig, gut mit Missgeschicken umzugehen. Sie werden beispielsweise als Schwäche oder Unzulänglichkeit ausgelegt.

 

Kunstmann: Dann ist es also besser, Fehler zu vertuschen. Haben Sie einen Tipp, wie das am besten gelingt?

 

Zambelli: Ich persönlich halte nichts vom Vertuschen. Meiner Ansicht nach, bindet es auch viel Energie und Aufmerksamkeit, und das kann zu neuen Fehlern führen. Durch unglückliche Zufälle kommen vertuschte Fehler auch manchmal zurück. Das ist dann schlimmer, als wenn der Verursacher gleich die Verantwortung für das Missgeschick übernommen hätte, und kann zu Vertrauensverlust führen.

 

Kunstmann: Wie kann ein Chef denn die Voraussetzungen dafür schaffen, dass in seinem Unternehmen offen mit Fehlern umgegangen wird?

 

Zambelli: Es ist wesentlich, eine Atmosphäre der Offenheit und Wertschätzung zu schaffen, und Fehler als Lernchance zu begreifen. Das ist beispielsweise ein Vorgesetzter, der seine Mitarbeiter ermutigt und ihnen erlaubt, kalkulierbare Risiken einzugehen. Und sollte dabei etwas schief laufen, steht er hinter seinen Mitarbeitern und sagt: „Ich unterstütze Euch“. Wenn ein Fehler passiert, bleibt er wertschätzend und übernimmt mit die Verantwortung. Damit gibt er dem Mitarbeiter die Chance, aus seinen Fehlern zu lernen, und besser zu werden.

 

Kunstmann: Darf der Chef denn selber Fehler machen?

 

Zambelli: Auf jeden Fall darf er das. Er geht mit gutem Beispiel voran und steht zu seinen Fehlern. Als Vorbild übernimmt er die Verantwortung, wenn er selbst etwas vermasselt hat, und bemüht sich den Schaden in Grenzen zu halten. Dazu gehört auch, den Fehler zu analysieren und zu hinterfragen, warum er passiert ist wie er ihn zukünftig vermeiden kann. Schlussendlich zählt auch dazu, Verantwortung für den entstandenen Schaden zu übernehmen und sich wenn nötig zu entschuldigen.

 

Kunstmann: Wenn man sich Manager und Politiker so anschaut, geben sie doch immer nur Fehler zu, die ihnen nachgewiesen wurden. Ist das nicht die erfolgreichere Strategie?

 

Zambelli: Ich scheue mich, dabei alle Manager und Politiker über einen Kamm zu scheren. Ich selbst kenne positive Beispiele zum Umgang mit Fehlern. Ich glaube aber, dass diese nicht so auffallen oder einfach seltener in der Öffentlichkeit diskutiert werden.

 

Kunstmann: Haben Sie denn ein Beispiel für ein Missgeschick, das ein Unternehmen enorm vorwärts gebracht hat?

 

Zambelli: Ein Unternehmen nicht, aber wenn Alexander Fleming damals kein Fehler bei seinen Forschungen unterlaufen wäre, gäbe es heute vielleicht kein Penicillin. Er hatte eine Bakterienkultur vergessen und es hat sich ein Schimmelpilz gebildet, Penicillin eben. Hätte Fläming das ganze vertuscht, wäre er jetzt nicht Erfinder des Wirkstoffs.

 

 

 

Das Netzwerk: Mittlerweile über 760 Unternehmen gehören dem Steinbeis-Verbund an. Die Experten des Netzwerks bieten Firmen Dienstleistungen aus den Bereichen Beratung, Forschung und Entwicklung, Expertise und Gutachten sowie Aus- und Weiterbildung an. 2008 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von 124 Millionen Euro.

 

« Zurück | Nachrichten »