Fenster statt Siegel

Der Regionalnachweis bei Lebensmitteln soll freiwillig bleiben / Aigner hofft auf Marketingeffekt

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Von Wolfgang Mulke

23. Jan. 2012 –

Wer mit der Herkunft aus der eigenen Region für Lebensmittel wirbt, soll künftig auch angeben, welche Zutaten woher stammen und wo sie verarbeitet worden sind. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner will dafür zusammen mit den Ländern ein „Regionalfenster“ auf der Verpackung einführen. Der freiwillige Aufdruck muss den Namen der Region, den Ursprungsort der Zutaten und eine Angabe zur prüfenden Stelle beinhalten.

Bei Erdbeermarmelade aus der Eifel könnte die Kennzeichnung beispielsweise mitteilen, dass die Früchte und der Zucker zu 100 Prozent aus dem Gebiet stammen und der Auftsrich dort auch hergestellt worden ist. Das Geliermittel Pektin kommt aus dem Ausland. „Bisher kann sich der Verbraucher nicht immer darauf verlassen, dass auch drin istwas drauf steht“, sagte Aigner auf der Grünen Woche in Berlin.

Von einer transparenten Herkunftsliste erhofft sich die Ministerin einen weiteren Schub für Produkte aus der nahen Umgebung. Eine Umfrage des Ministeriums hat ein wachsendes Interesse der Kunden daran bestätigt. Jeder zweite achtet demnach auf einen regionalen Ursprung seines Einkaufs. Das Vertrauen in die Landwirte der Region, die kurzen Transportwege und der Erhalt von Jobs in der Heimat sind die wichtigsten Motive. Vier von fünf Befragten würden dafür auch mehr Geld ausgeben.

Aigner erhofft sich vom Regionalfenster deshalb auch ein besseres Marketing für die heimischen Erzeugnisse. Ihr Kalkül: Wenn die Industrie die Kennzeichnung nutzt, kann sie höhere Preise erzielen. Das ist Motivation genug, auch freiwillig das Instrument zu nutzen. Für die Kunden wird es indes nur bedingt leichter. Denn weiterhin können schwarze Schafe der Branche den Anschein einer lokalen Produktion erwecken, zum Beispiel durch die Namensgebung. Auf Nummer sicher geht nur, wer beim Einkauf einen Blick auf das Regionalfenster wirft. Die Organisation Foodwatch fordert eine verbindliche Angabe dazu auf der Vorderseite der Verpackung. Darauf will sich die Ministerin aber noch nicht festlegen lassen.

Ein neues Gütesiegel soll daraus nicht entstehen. Denn dann müsste es EU-weit eingeführt werden. Für eine freiwilliges Fenster ist nicht einmal eine Gesetzesänderung notwendig. Auch werden die bereits bestehenden regionalen Kennzeichnungen damit verbunden. Trotzdem wird der Gütenachweis bundesweit einheitlich aussehen. Wenn sich diese Lösung bewähren sollte, will Aigner die Einführung einer ähnlichen Kennzeichnung für Betriebe prüfen, die sich besonders um das Wohl ihrer Tiere kümmern.

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