Fernwärmekunden zahlen zu viel

Verbraucherschützer fordern Wechselmöglichkeiten und transparente Rechnungen. Monopol soll wie bei Strom und Gas beendet werden.

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Von Wolfgang Mulke

25. Feb. 2016 –

Jeder siebente Haushalt gibt vermutlich mehr für die Wärmeversorgung aus als nötig. Davon geht der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) aus. Die rund 5,5 Millionen mit Fernwärme ausgestatteten Haushalte seien „Gefangene eines Monopolmarktes“, wie vzbv-Chef Klaus Müller feststellt. Der Verband verlangt eine Öffnung des Marktes nach dem Vorbild der Strom- und Gasbranche.

 

Die Versorgung mit Fernwärme wird in der Regel von regionalen Monopolisten, oft den kommunalen Stadtwerken, übernommen. Für die Kunden ist die Geschäftspraxis der Anbieter oft nachteilig. Die Preise für die Wärme unterliegen keiner behördlichen Regulierung. Die Kunden haben bei Preiserhöhungen auch keine Möglichkeit, sich einen günstigeren Versorger zu suchen. „Es braucht entweder Wettbewerb, eine Preisregulierung oder eine Genehmigung der Endpreise“, sagt Müller.

 

Von überhöhten Preisen sind sind Mieter wie Eigenheimbesitzer betroffen. In welchem Maße die Wärme überteuert ist, lässt sich laut vzbv nicht errechnen, da die Unternehmen oft weder Preise im Internet veröffentlichen noch einheitlich gestaltete Rechnung stellen. Ein Indiz für den Umfang sieht der vzbv am Beispiel der Stadtwerke Leipzig. Nachdem das Bundeskartellamt 2013 gegen sieben Fernwärmeanbieter Verfahren wegen missbräuchlicher Preisgestaltungen eingeleitet hatte, kam es mit dem Leipziger Versorger Ende letzten Jahres zu einer Einigung. Als Folge senkte das Stadtwerk seine Preise in einem Gesamtvolumen von mehr als 40 Millionen Euro im Jahr.

 

Die Geschäftspraxis einiger Versorger benachteiligt zum Beispiel Kunden mit geringem Verbrauch, wenn der Grundpreis hoch und der Verbrauchspreis vergleichsweise niedrig ist. Hier seien einige Anbieter durch eine starke Erhöhung des Grundpreises um bis zu 60 Prozent aufgefallen, heißt es im Positionspapier des vzbv, „für die Verbraucher erhöhten sich die Gesamtkosten dadurch teils deutlich“.

 

Auch die Vertragslaufzeiten sind dem Verband, dessen Forderungen vom Mieterbund und dem Bundesverband Neue Energiewirtschaft unterstützt werden, ein Dorn im Auge. Eine Erstlaufzeit von zehn Jahren erscheint den Verbraucherschützern aufgrund der hohen Anfangsinvestitionen noch akzeptabel. Eine oft praktizierte automatische Verlängerung um jeweils fünf Jahre lehnen die Verbände jedoch ab.

 

Die Bundesregierung setzt verstärkt auf Fernwärme, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Da die Fernwärme jedoch im Vergleich zu anderen, weniger umweltfreundlichen Energieformen vergleichsweise teuer ist, sehen die Verbände die Akzeptanz für Fernwärme gefährdet. Nun will Müller mit seinen Verbündeten Druck im Parlament ausüben, damit in der Branche der Wettbewerb einzieht. Leicht wird das Vorhaben wohl nicht. Denn Nutznießer sind die Kommunen, also die öffentliche Hand selbst.

 

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