Finanzkrise als größtes globales Risiko

Weltwirtschaftsforum von Davos veröffentlicht Report, der den frohen Botschaften auch der Bundesregierung widerspricht

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Von Hannes Koch

16. Jan. 2014 –

Trotz einer gewissen Erholung der Weltwirtschaft bleibt die Finanzkrise auch 2014 die größte Gefahr für die globale Entwicklung. Das ist das Ergebnis seines Risiko-Reports, den das Weltwirtschaftsforum am Donnerstag veröffentlichte. Hohe Arbeitslosigkeit, starke soziale Ungleichheit in wohlhabenden Staaten wie Deutschland und die erfolglosen Versuche, den Klimawandel zu bremsen, werden als weitere entscheidende Probleme identifiziert.

 

Das World Economic Forum (WEF) beginnt am kommenden Mittwoch. Tausende Manager und Spitzenpolitiker reisen in den Schweizer Alpenort Davos, unter anderem Irans Staatspräsident Hassan Rouhani und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Die Einschätzungen zu den globalen Risiken basieren auf Berichten aus den Netzwerken des WEF, in denen sowohl Unternehmen als auch Vertreter der Zivilgesellschaft mitwirken. Es sind Meinungsäußerungen, repräsentativen Charakter haben sie nicht.

 

Dass die Angst vor dem Wiederaufflammen der Finanzkrise auf Platz Eins der Rangliste steht, widerspricht den optimistischen Äußerungen aus der nationalen und internationalen Politik. Nicht nur die Bundesregierung, sondern auch Organisationen wie die Weltbank sehen ein Abflauen der Krise und eine Erholung der Weltwirtschaft. Griechenland verbessere seine Haushaltslage, in Spanien sinke die Arbeitslosigkeit, die Weltwirtschaft werde wieder stärker wachsen. Am Realitätsgehalt dieser guten Nachrichten haben viele WEF-Mitglieder Zweifel.

 

Sorgen bereiten dem WEF auch zwei mit der latenten Finanzkrise zusammenhängende Probleme. In Ländern wie Griechenland und Spanien liegt die Arbeitslosigkeit über 25 Prozent, in der Europäischen Union insgesamt über zwölf Prozent. Unter anderem dadurch stehen die Mittelschichten unter großem Druck. In Deutschland beispielsweise ist der Anteil der armen und durch Armut gefährdeten Personen auf fast ein Fünftel der Bevölkerung gestiegen.

 

Das WEF finanziert sich unter anderem durch die Mitgliedsbeiträge der größten Konzerne der Welt. Die vier Tage des Kongresses in Davos bieten Vorstandsvorsitzenden, Managern, Ökonomen und Regierungschefs die Möglichkeit zu konzentriertem Austausch, zu Geschäftsanbahnung und Verhandlungen. Bei wenigen anderen Gelegenheiten sind so viele Angehörige der Weltelite an einem Ort. Die Sicherheitsvorkehrungen der Schweizer Polizei und Armee, sowie die Geheimdienste sind dementsprechend.

 

Weil dieses Jahr unter anderem Staatspräsident Hassan Rouhani aus Teheran nach Davos fliegt, gibt es möglicherweise neue Nachrichten zur Lösung der Probleme um das iranische Atomprogramm. Mit nur zwei Ministern (Gerd Müller, Entwicklung und Wolfgang Schäuble, Finanzen) ist die Bundesregierung schwach vertreten. Berlin hat gegenwärtig wenig mittzuteilen – die große Koalition muss sich erst sortieren. Die Finanzkrise hält man im Wesentlichen für ausgestanden.

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