Frauen geben Gas

Nicht nur Männer nutzen berufliche Netzwerke, um im Job voran zu kommen/ Persönliches Engagement zählt

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06. Nov. 2009 –

Deutschlands Männer wissen es schon lange: Das sprichwörtliche „Vitamin B“, also gute Beziehungen, helfen bei der Karriere. Seit eh und je treffen sie sich in so genannten Herren- oder Männerclubs, tauschen sich in geschlossenen Runden aus, stehen sich mit Rat und Tat beiseite und empfehlen sich gegenseitig. Seit einiger Zeit zieht auch der weibliche Teil der deutschen Gesellschaft nach. Berufstätige Frauen engagieren sich in Netzwerken und  unterstützen sich beim Strippenziehen. Einige Vereinigungen engagieren sich obendrein im sozialen Bereich oder für die Umwelt. Eines aber haben die Clubs gemein: Sie machen Frauen stark – und das auf unterschiedliche Art und Weise.

 

Das Spektrum der Frauennetzwerke ist groß. Es reicht von sozialen Clubs über berufliche Gemeinschaften bis hin zum Webportal. Die wohl größte internationale Organisation mit rund 90.000 Mitgliedern weltweit ist Soroptimist International. Der Name leitet sich vom Lateinischen „sorores optimae“ ab und bedeutet „die besten Schwestern“.

 

„Wir engagieren uns im gesellschaftspolitischen Bereich und greifen Themen der Zeit auf“, erklärt Sibylle Lindenberg, Präsidentin von Soroptimist International Deutschland. „Aktuell führen wir das Projekt ,Soroptimists go for water’ durch und bauen Brunnen in Afrika.“ Zwar liegt der Schwerpunkt des Engagements der Netzwerkerinnen darin, sich für solche übergeordneten Ziele einzusetzen, dennoch helfen sie auch Kolleginnen bei ihren Karrieren –

in einem Mentoring-Programm. Frauen, die im Allgemeinen keine Soroptimisten sind, können sich für das Programm bewerben. Erfahrene Mentorinnen des Clubs unterstützen sie dann neun Monate dabei, beruflich vorwärts zu kommen. „Unser Ziel ist es, dass die Frauen selbstbewusster sind“, erläutert die Präsidentin und hat dazu gleich ein anschauliches Beispiel parat: „Bekommt ein Mann eine Stelle angeboten und ihm erscheint der Lohn zu niedrig, wird er sagen, dass er damit nicht zufrieden ist. Eine Frau wird das Angebot annehmen.“

 

Dass Kontakte knüpfen für Frauen wichtig ist, weiß man auch beim EWMD, dem internationalen Management-Netzwerk für Managerinnen. „Die Männer haben uns da viel voraus“, sagt EWMD- Pressekoordinatorin Karin Uphoff, „schon in ihrer Kindheit bilden sie Teams, zum Beispiel beim Fußball.“ Männer bilden frühzeitig Seilschaften aus und hangeln sich so schneller auf der Karriereleiter nach oben. „Frauen tun sich da schwerer“, erklärt Uphoff. „Sie tauschen sich zwar aus, aber bei der beruflichen Vernetzung hinken sie den Männern hinterher.“

 

Beim EWMD (European Women’s Management Development International Network), das aus weltweit 800 Mitgliedern besteht, steht der berufliche Austausch an erster Stelle. Die Teilnehmerinnen verabreden sich zu Themenabenden, Netzwerk Lounges oder dem gemeinsamen Besuch kultureller Veranstaltungen.

 

Auch bei Zonta, einem internationalen Zusammenschluss berufstätiger Frauen in leitenden  oder selbständigen Positionen, setzt man sich für starke Frauen ein. Die Mitglieder kommen aus den unterschiedlichsten Professionen. Wer sich als Frau jedoch mit Berufskolleginnen vernetzen möchte, kann hierzulande aus einer Reihe berufsgebundener Vereine wählen. Klassische Beispiele für sind der Journalistinnenbund (DJB), der Deutsche Ingenieurinnenbund (DIB), der Deutsche Juristinnenbund oder Webgrrls, die Frauen in den neuen Medien.

 

Wer an einem Netzwerk teilhaben möchte, sollte eins auf jeden Fall beherzigen: Passive Mitglieder sind in den Vereinen nicht gerne gesehen. „Wer an einem Netzwerk teilnimmt, hat Verpflichtungen“, bringt es Sibylle Lindenberg, die Präsidentin von Soroptimist International Deutschland auf den Punkt. „Das ist nicht wie beim Autofahren, dass einer fährt und die anderen sich entspannt zurücklehnen  können.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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