Frauen haben halb so hohes Einkommen wie Männer

Die Summe aller Einkünfte von Frauen beträgt nur 50 Prozent dessen, was die Männer erwirtschaften, sagt das DIW

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Von Hannes Koch

27. Aug. 2014 –

Obwohl ähnlich viele Frauen wie Männer in Deutschland arbeiten, erzielen sie in der Summe nur das halbe Einkommen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie des Ökonomen Stefan Bach vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). 27,5 Millionen männliche Berufstätige erhielten 2007 demnach Bruttoeinkommen von insgesamt 920 Milliarden Euro. Ihre 26,8 Millionen Kolleginnen kamen nur auf 436 Milliarden Euro.

 

Erstmals habe er die Lohn- und Einkommenssteuerstatistik auf die Verteilung zwischen den Geschlechtern untersucht, so Bach. Neuere Zahlen als 2007 gibt es nicht. Die ungleiche Lohnsumme kommt dadurch zustande, dass Frauen in den Gruppen der niedrigen Einkommen viel stärker vertreten sind als die männliche Beschäftigten. Den hohen Einkommensgruppen gehören dagegen vor allem Männer an und weniger Frauen.

 

1,8 Millionen Männer bekamen beispielsweise zwischen 10.000 und 15.000 Euro brutto pro Jahr, aber 2,7 Millionen Frauen. Dagegen sind in der Gehaltsgruppe von 200.000 bis 500.000 Euro 188.000 Männer und nur 29.000 Frauen. Zusammen verdienen die weiblichen Berufstätigen dementsprechend weniger als die Männer.

 

Das Ergebnis des DIW unterscheidet sich von Angaben beispielsweise des Statistischen Bundesamtes. Dieses sagt, dass Frauen im Durchschnitt 22 Prozent niedrigere Stundenlöhne erhalten. Die abweichenden Befunde beruhen unter anderem auf unterschiedlichen Berechnungsmethoden.

 

Während die Frauen in der DIW-Studie im Durchschnitt nur halb so hohe Arbeitseinkommen wie Männer erzielen, fällt der Abstand bei den Einkünften aus Firmengewinnen noch deutlicher aus. Dabei kommt den Frauen nur 27 Prozent des Gesamteinkommens zugute, das männliche Firmenbesitzer erzielen. Die Erklärung: Es gibt weniger aktive Unternehmerinnen.

 

Anders sieht es ausnahmsweise bei den Einkommen aus Vermietungen aus. Hier kommen die Eigentümerinnen von Immobilien interessanterweise auf fast dieselbe Gesamtsumme wie die Männer. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Häuser und Grundstücke per Erbschaft in den Besitz von Frauen übergehen, weil diese länger leben als ihre Ehepartner.

 

Während die Frauen in der Summe ein geringeres Einkommen erzielen, tragen sie dennoch eine größere steuerliche Belastung. In der Regel führen sie im Vergleich zu den Männern einen höheren Prozentsatz ihres Verdienstes an den Staat ab. Dieser Effekt kommt vor allem durch das Ehegattensplitting im Steuerrecht zustande. Verheiratete Frauen akzeptieren damit meist einen höheren Steuersatz, damit die Belastung für das größere Einkommen ihres Partners sinkt.

 

Wegen der relativ hohen Steuerbelastung der Fraueneinkommen lohnt es sich für sie oft nicht, mehr zu arbeiten. Beispielsweise die Grünen haben im Bundestagswahlkampf 2013 deshalb den Abbau des Ehegattensplittings gefordert. Jetzt allerdings diskutiert die Partei darüber, ob diese Forderung richtig war.

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