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Für viele Pendler wird Bahnfahren teurer

2,7 Prozent mehr für Zeitkarten

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Von Wolfgang Mulke

23. Sep. 2016 –

Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember heben die Nahverkehrsunternehmen die Bahnpreise teils kräftig an. Die Normalpreise für das Ticket sowie Zeitkarten verteuern sich um durchschnittlich 2,7 Prozent. Darauf verständigten sich die Deutsche Bahn mit ihren Töchtern und die privaten Bahnen im Nahverkehr, rund 50 Unternehmen insgesamt. Eine Genehmigung durch die Bundesländer ist für die Anhebung nicht erforderlich. Betroffen sind rund 20 Prozent der Bahnpendler. Die überwiegende Mehrheit ist mit Tickets der Verkehrsverbünde unterwegs, zu denen beispielsweise die S-Bahnen gehören.

 

Änderungen gibt es auch bei einigen Ländertickets. Teurer wird es in Bayern und Sachsen. Dort kosten die Fahrscheine künftig 25 Euro statt 23 Euro, beziehungsweise 24 Euro statt 23 Euro. In den anderen Bundesländern bleiben die Preise für die Tickets Quer-durchs-Land und Schönen-Wochenende-Ticket unverändert. Damit reagieren die Bahnen auch auf die Konkurrenz der Fernbusse, die nicht nur der Deutschen Bahn viele Kunden abjagen. Das ist besonder für die Anbieter ein Problem, die ihre Einnahmen nicht durch den jeweiligen Träger des Nahverkehrs garantiert bekommen, sondern vom Fahrgeld abhängig sind. Sie haben ihre Kalkulationen teilweise noch vor der Liberalisierung der Buslinien angefertigt und sind damals von einem konkurrenzlosen Angebot ausgegangen. Die wegbrechenden Einnahmen durch die Fernbusse schmerzen da besonders.

 

Mit einer weiteren Neuerung wollen die Unternehmen dem Zorn vieler Fahrgäste über allzu große Preissprünge bei den Fahrscheinen begegnen. Bisher bezahlen die Kunden für eine Fahrt mit einer Strecke von 15 Kilometer 3,80 Euro. Verlängert sich die Distanz um einen Kilometer, verteuert sich das Ticket gleich auf 4,50 Euro. Künftig werden diese Übergänge geglättet, so dass der Fahrpreis mit zunehmender Entfernung allmählich ansteigt. „In der Summe wird das Preissystem dadurch gerechter“, teilt der Tarifverband der Bundeseigenen und Nichtbundeigenen Eisenbahnen in Deutschland (TBNE) mit. Allerdings sieht das System weiterhin keinen einheitlichen Kilometerpreis vor. Dies würde Kunden in weitläufigen ländlichen Regionen zu stark benachteiligen.

 

Die Unternehmen verteidigen ihre Tarifentscheidung mit dem Hinweis auf hohe Investitionen und die vergleichbaren Preisanhebungen in den Verkehrsverbünden. In den vergangenen vier Jahren haben die Bahnen vier Milliarden Euro für 900 neue Züge ausgegeben. Zudem wurden alte Züge modernisiert. „So wurden unter anderem Klimaanlagen, Steckdosen, bequemere Sitze und neue Beleuchtung nachgerüstet“, argumentiert der TBNE.

 

Nur mit dem Internet in den Nahverkehrszügen wird es in der Regel wohl noch dauern. Zwar beinhalten die Ausschreibungen für den Nahverkehr zunehmend auch die Bereitsstellung von Wlan in den Zügen. Doch in den bestehenden, teilweise mehr als 20 Jahren laufenden Kontrakten ist dies npch nicht vorgesehen. Dann müssten die Bahnen selbst für die Kosten des Onlineangebots aufkommen. Das schlägt bei einem dreiteiligen Zug mit 50.000 Euro für die Einrichtung und weiteren 90.000 Euro für die jährlichen Mobilfunkgebühren zu Buche. Da kaum ein Fahrgast für den Interzugang extra bezahlen will, ging die Einrichtung allein zu Lasten der Bahnen. Deshalb verzichten sie darauf.

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