Gedämpftes Wachstum

Noch nie zuvor sind so viele Menschen mit der Deutschen Bahn gereist/ Dennoch machen sich erste Krisenanzeichen bemerkbar

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26. Jul. 2012 –

Die Deutsche Bahn hat einen Passagierrekord aufgestellt. Mehr als eine Milliarde Reisende waren in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Deutschland mit DB-Zügen unterwegs – fast 40 Millionen mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das geht aus der Halbjahresbilanz hervor, die Bahn-Chef Rüdiger Grube am Donnerstag in Berlin vorstellte. Gleichzeitig spürt der Konzern, dass sich die Konjunktur weltweit verschlechtert.

 

Im März hatte der Bahn-Chef die neue Wachstumsstrategie „DB 2020“ vorgestellt. In neun Jahren, so der Plan, will das bundeseigene Unternehmen seinen Umsatz auf 70 Milliarden nahezu verdoppeln. Zwar konnte der Konzern nicht nur bei den Passagierzahlen zulegen, sondern auch beim Umsatz. Dieser stieg im ersten Halbjahr 2012 um 3,3 Prozent auf 19,5 Milliarden Euro. Vor Zahlung von Zinsen und Steuern bleiben der Deutschen Bahn im ersten Halbjahr 1,3 Milliarden Euro. Die Umsatzprognose für 2012 von rund 40 Milliarden Euro aus dem Frühjahr korrigierte der Konzern erst einmal um eine Milliarde zurück.

 

„Wir spüren zurzeit, dass sich weltweit, aber auch in Deutschland die Dynamik des Wachstums verlangsamt“, sagte Grube. So habe sich der Schienengüterverkehr in den vergangenen Monaten rückläufig entwickelt. Auch im Luftfrachtverkehr habe es wegen der schlechten konjunkturellen Entwicklung Einbußen gegeben.

„Gedämpft optimistisch“ blickt der Konzern nun auf die kommenden Monate.

 

An seiner Wachstumsstrategie hält Bahn-Chef Grube fest. Damit in Zukunft noch mehr Menschen vom Auto auf den Zug umsteigen, setzt er  auf Komfort. Bis 2020 will soll die komplette Fernverkehrsflotte grundlegend modernisieren beziehungsweise erneuert werden. Die Modernisierung der IC-Flotte läuft bereits, worin der Konzern insgesamt 250 Millionen Euro investieren will. Die Intercity-Linie Stuttgart-Köln-Hamburg soll beispielsweise im Dezember komplett auf moderne Wagen umgestellt sein.

 

Neben den Kunden sollen ebenso die Angestellten zufriedener werden. Auch das ist Teil der Wachstumsstrategie. „Wir arbeiten an der Weiterentwicklung unserer Unternehmenskultur“, verkündete der Bahn-Chef. Unter anderem solle die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden. So suche man bei der Erstellung von Schicht- und Einsatzplänen in Betrieben vor Ort individuelle Lösungen. 

 

Der Wandel in der Unternehmenskultur hat gute Gründe. Die Deutsche Bahn braucht Personal. Über 5.500 neue Mitarbeiter hat das Unternehmen zwischen Januar und Juni 2012 in Deutschland eingestellt. Ab dem ersten September sollen 4.100 Menschen ihre Ausbildung oder ihr Duales Studium bei der DB beginnen.

 

Weiter investieren will das bundeseigene Unternehmen auch in den Umweltschutz und erneuerbare Energien. Ob sich angesichts der Mehrausgaben, die künftig auf den Konzern zurollen, auch die Ticketpreise erhöhen werden, darüber schweigt man allerdings lieber. Über Preise gebe es keine Auskunft, fiel die knappe Antwort aus.  

 

 

 

 

 

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