Gefährliche Drohung

Kommentar zu Griechenland von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

04. Jan. 2015 –

Der Euro ohne Griechenland? Das ist eine verhängnisvolle Idee. Die Bundesregierung betriebe ein gefährliches Spiel, sollte sie diese Variante einkalkulieren. Europa insgesamt würde Schaden erleiden – auch Deutschland.

 

Die strategische Spekulation, die der Spiegel veröffentlichte, stellt angeblich eine Reaktion der Bundesregierung dar auf die bevorstehenden Wahlen in Griechenland. Der Favorit und Chef der dortigen Linken, Alexis Tsipras, will die hohe Schuldenlast seines Landes senken, die soziale Misere mit zusätzlichen Staatsausgaben bekämpfen und den Sparkurs lockern. Vor allem Letzteres ist Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble ein Graus. Die Möglichkeit des Euro-Austritts Athens ins Spiel zu bringen, ist deshalb zunächst eine Drohung, damit Griechenland bei seinem bisherigen Sparkurs bleibt.

 

Diese Option praktisch zu testen, wäre jedoch ein extrem risikoreiches Unterfangen. Es könnte die zentrifugalen Tendenzen verstärken, die Europa ohnehin aushalten muss. So droht die britische Regierung, der EU den Rücken zuzukehren. Frankreich wird bald vielleicht unter den noch stärkeren Einfluss der fremdenfeindlichen und egoistischen Rechtspartei Front National geraten. Wenn Griechenland die Währungsgemeinschaft verließe, könnte dies missverstanden werden als zusätzliches Zeichen für den Zerfall der europäischen Staatengemeinschaft.

 

Der Schaden auch für Deutschland wäre immens. Das beginnt bei Dutzenden Milliarden Euro Krediten, die Griechenland mit seiner schwachen Währung Drachme niemals bedienen oder abtragen könnte. Eine weitere Folge bestünde im abnehmenden Einfluss Deutschlands auf internationaler Ebene. Ein vernehmbare Stimme gegenüber neuen Supermächten wie China haben wir langfristig nur als Teil eines einigen, großen und prosperierenden Europa.

 

Statt Drohungen in Richtung Süden sollte die Bundesregierung deshalb mehr Kompromissbereitschaft und Solidarität an den Tag legen. Denn nachvollziehbar ist, dass die neue griechische Regierung angesichts einer Arbeitslosigkeit von 26 Prozent (Deutschland: 6,6) etwas unternehmen muss, um ihren Bürgern zu helfen.

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