Gefährliche Wette

Kommentar zum Börsengang von Facebook von Hannes Koch

Teilen!

Von Hannes Koch

18. Mai. 2012 –

„Dot.Com“ werden Internetfirmen häufig genannt – wegen des Punktes (englisch „dot“) in ihrer Netzadresse. Als kleinen Witz ersetzte man diese Bezeichnung vor zwölf Jahren häufig durch „dead.com“. Das spiegelte den damaligen Zusammenbruch der großen Spekulationsblase rund um die Internetwirtschaft wieder. Anlegern, die heute Aktien der US-Firma facebook.com kaufen, sollte das eigentlich eine Lehre sein. Beim Börsengang des Sozialen Netzwerkes am Freitag wollte die alte Geschichte aber kaum jemand hören.

Dabei weisen die Ereignisse einige erstaunliche Parallelen auf. Anfang der 2000er Jahre gab es einen gewaltigen Knall an den Börsen. Der Verlust der Aktionäre ging damals in die Billionen Dollar. Die Ursache: Neue Internetfirmen hatten gutgläubigen Investoren viel Geld abgeluchst. Leider waren die Aktien im Vergleich zu den tatsächlichen Umsätzen und Gewinnen viel zu teuer. Als sich diese Nachricht herumsprach, brachen die Firmen zusammen, von Überlebenden wie Google und Amazon abgesehen.

Facebook hat seine Aktien nun so teuer verkauft, dass der Börsenwert des Scheinriesen über 100 Milliarden Dollar beträgt. Das Verhältnis zwischen tatsächlichem Jahresgewinn und theoretischem Wert beträgt 1 : 100 – lächerlich hoch. Google ist dagegen nur mit dem 17-Fachen seines Gewinns eingestuft. Kann Facebook seinen enormen Wert aber durch künftige Einnahmen rechtfertigen? Das ist mehr als fraglich. Denn schon heute hat das Soziale Netzwerk angeblich 900 Millionen Menschen organisiert, etwa ein Drittel aller rund 2,5 Milliarden Internetnutzer weltweit. Damit ist der Marktanteil der Firma so hoch, dass weiteres rapides Wachstum schwierig wird.

Zwar existiert gegenwärtig nicht die Gefahr einer flächendeckenden Internet-Spekulationsblase. Aber vor dem Hintergrund der Euro- und Wirtschaftskrise haben die Notenbanken doch so viel Geld in die Finanzmärkte gekippt, dass manche Investoren in Geld schwimmen und händeringend nach profitablen Investitionen suchen. Im Falle von Facebook erzeugt diese überschüssige Liquidität nun eine kleine Blase. Damit können professionelle Anleger gut umgehen. Sie kaufen, machen dank zunehmender Kurse einen guten Schnitt, und steigen wieder aus. Privatanleger allerdings sind sehr gefährdet. Sie merken in der Regel zu spät, was los ist. Wer seine Euro in diese Aktie investieren will, sollte zehn Mal nachdenken.

« Zurück | Nachrichten »