Geht doch!
Kommentar
20. Feb. 2012 –
Jahrelang hat die Deutsche Bahn die Öffentlichkeit vor allem mit negativen Schlagzeilen überrascht. In den letzten Monaten kamen immer häufiger auch positive Nachrichten dazu. Das Unternehmen verbessert – bei allen noch vorhandenen Unzulänglichkeiten - Stück für Stück den Service für die Fahrgäste. Es geht also doch. Ein weiterer kleiner Mosaikstein kommt nun mit einem Infoservice über Verspätungen hinzu. Das Angebot ist noch nicht perfekt und für alle Passagiere verfügbar, aber es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Denn wer in seinem Kerngeschäft die Interessen der Kundschaft nicht in den Mittelpunkt stellt, kann auch keine Marktanteile hinzugewinnen.
An diesem Punkt unterscheidet sich das Vorgehen von Bahnchef Rüdiger Grube ganz erheblich von seinen Vorgängern. Der Vorstand nimmt viele Millionen Euro in die Hand und verbessert damit die für die Fahrgäste spürbaren Leistungen. Wenn er so weiter macht, verbessert sich sicherlich auch einmal das Image des Staatskonzerns. Dabei muss sich niemand etwas vormachen. Grube setzt in weiten Teilen die Geschäftspolitik der letzten Jahre fort. Die internationale Expansion geht weiter und der Gewinn soll steigen. Solange der Transportauftrag auf der Schiene hierzulande darunter nicht leidet, ist das auch in Ordnung. Davon profitieren ja mittlerweile auch die Steuerzahler durch eine jährliche Dividende von 500 Millionen Euro.
Diesen Kurs hält der Konzern hoffentlich bei. Denn es sind noch viele Aufgaben ungelöst. Moderne Züge fehlen und das Unternehmen müsste mehr aus der eigenen Tasche in die Infrastruktur stecken. Die Liste ließe sich fortsetzen. Doch der gute Wille ist erkennbar. Er muss aber auch immer wieder auf die Taten hin überprüft werden. Denn Vertrauen kann der Konzern nach den Erfahrungen des letzten Jahrzehnts nur langsam zurück gewinnen.