Geldbremse gegen die Inflation

Kommentar von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

20. Jun. 2013 –

Die Angst vor Inflation treibt viele Bundesbürger um. Nicht zuletzt aus dieser Furcht speisen sich die Klagen beim Bundesverfassungsgericht gegen die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Den Klägern, Euro-Skeptikern und anderen Angsthasen sei geraten, die aktuelle Entwicklung auf sich wirken zu lassen: Nachdem die US-Notenbank angekündigt hat, die Politik des superbilligen Geldes zu verlassen und mittelfristig die Leitzinsen zu erhöhen, wird die EZB spätestens in einigen Jahren folgen. Das Gespenst der großen Inflation verflüchtigt sich.


Wenn die Arbeitslosigkeit in den USA weiter sinkt, will Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank Fed, bis Mitte 2014 keine Staats- und Immobilienpapiere mehr vom Markt kaufen. Damit schränkt er das Angebot neuen Geldes ein. Weil die Fed ab 2015 auch die Leitzinsen für US-Staatsanleihen anheben könnte, steigt dann der Wert des Dollar. Dieser Vorgabe wird sich die Europäische Zentralbank einige Jahre, aber nicht grundsätzlich widersetzen können. Denn sie hat kein Interesse daran, dass der Außenwert des Euro gegenüber dem Dollar ins Bodenlose fällt. Also werden auch auf dem alten Kontinent bald weniger neue Euro in Umlauf gebracht und die Zinsen gehen nach oben.


Die europäische Reaktion dürfte jedoch erst mit Verzögerung einsetzen. In der mehrjährigen Zwischenzeit bedankt sich die EZB für die Hilfe aus Washington. Und auch die Privathaushalte und Unternehmen in Europa können froh sein, dass Unterstützung aus Westen kommt. Wenn nämlich der Dollar wegen höherer Zinsen teurer wird, sinkt zunächst der Außenwert des Euro. Der Effekt: Reisen nach Knossos, Schuhe aus Mailand, Sherry aus Jerez, Autos aus Wolfsburg und Flugzeuge aus Toulouse werden im Dollarraum billiger. Vom zunehmenden Export profitieren Firmen und Beschäftigte in Griechenland ebenso wie in Frankreich. Das wird gegen die europäische Wirtschaftskrise helfen – zumindest etwas.

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