Geringes Zutrauen in das Gesundheitssystem

Bürger rechnen mit steigenden Beiträgen und sinkenden Leistungen / Nur die Hälfte weiß vom Gesundheitsfonds / Mediziner befürchten Ärztemangel

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Von Wolfgang Mulke

26. Nov. 2008 –

Die Bundesbürger haben wenig Vertrauen in die zukünftige Gesundheitsversorgung. Einer Untersuchung des Instituts Allensbach zufolge rechnen über 80 Prozent der Deutschen mit steigenden Beiträgen zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in den nächsten zehn Jahren. Dreiviertel erwarten höhere Zuzahlungen bei Medikamenten, 69 Prozent sehen einen immer stärkeren Trend zur Zwei-Klassen-Medizin. Sechs von zehn Bürgern schätzen, dass von den Krankenkassen künftig nur noch die medizinische Grundversorgung bezahlt wird und das heutige Versorgungsniveau nicht gehalten werden kann.

 

Dagegen fällt das heutige Urteil über Ärzte, Krankenhäuser und Kassen noch sehr positiv aus. 59 Prozent der Befragten Patienten und 80 Prozent der Ärzte geben dem Gesundheitssystem gute Noten. Übereinstimmend stellen beide Gruppen aber auch fest, dass sich die Leistungen in den letzten drei Jahren schon verschlechtert haben.

 

Gesondert befragt wurden die Ärzte, die auf lange Sicht deutliche Einschnitte in der Versorgung vermuten. Sieben von zehn Medizinern befürchten Qualitätseinbußen durch den bestehenden Kostendruck. 87 Prozent glauben, dass es mehr und mehr zu einer Zwei-Klassen-Medizin kommen wird. Die Zeit für den Patienten wird knapper. Schon heute meint nur gut die Hälfte der Ärzte, dass sie sich lange genug um die Kranken kümmern können. Sieben von zehn Medizinern glauben an eine Verringerung der Behandlungszeit in den kommenden Jahren. Gespalten ist der Berufsstand beim Thema Privatpatienten. 47 Prozent der niedergelassenen Ärzte finden eine bevorzugte Behandlung der Privatversicherten in Ordnung, 39 Prozent halten die Gleichbehandlung aller für richtig. In den Kliniken sieht das Verhältnis anders aus. Nur jeder vierte Krankenhausarzt plädiert für eine ungleiche Behandlung nach Art der Versicherung. 60 Prozent lehnen dies ab.

 

Problematisch sieht es bei der Versorgung mit medizinischen Leistungen vor allem auf dem Lande aus. 85 Prozent der Befragten rechnet mit einem zunehmenden Ärztemangel. Vor allem in ländlichen Regionen und Kleinstädten fehlen Praxen. Beim Pflegepersonal sieht es nicht viel besser aus.

 

Wenig Gutes erwarten die Befragten auch vom Gesundheitsfonds, der im kommenden Jahr eingeführt wird. Mehrheitlich wird ein wachsender Kostendruck erwartet. In der Bevölkerung ist der Kenntnisstand über die Reform noch sehr gering. Jeder vierte Bürger hat noch gar nichts vom Gesundheitsfonds gehört, ein ebenso hoher Anteil weiß nicht, was sich im Januar ändert.

 

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