Gespaltene Bilanz

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

06. Jan. 2014 –

Das Gespenst der Massenarbeitslosigkeit hat sich längst verflüchtigt. Heute bewegt sich Deutschland auf Vollbeschäftigung zu. Das ist eine Erfolgsbilanz, zu der die Reformen rund um die Hartz-Gesetze viel beigetragen haben. Die Entwicklung hat auch Kehrseiten. Noch nie mussten so viele Arbeitnehmer Teilzeit arbeiten oder sich mit geringen Löhnen begnügen. Das Einkommen aus einer vollen Stelle reicht für viele nicht mehr zur Deckung des Lebensunterhaltes aus. Beides passt nicht recht zueinander.

 

Tatsächlich gibt es mittlerweile nicht mehr nur einen Arbeitsmarkt. Die Entwicklung verläuft vielmehr sehr unterschiedlich und differenziert sich immer weiter aus. Gewinner sind die gut ausgebildeten Fachkräfte. In einigen Branchen und Berufen nimmt der Mangel an Spezialisten merklich zu. Mindestlohn oder Zwangsteilzeit sind in diesen Sparten Fremdwörter. Inzwischen stellen die Betriebe sogar Leute ein, wenn ihre wirtschaftlichen Aussichten nur mäßiges Wachstum verheißen. Die Sorge, sonst keine geeigneten Leute mehr zu finden, treibt sie dabei an.

 

Auf der anderen Seite stehen die gering Qualifizierten. Ihre Aussichten sind nach wie vor düster. Lohndruck, Konkurrenz und ein vergleichsweise bescheidenes Angebot an passenden Stellen schmälern ihre Chancen. Zuwanderung kann sich für sie zu einem weiteren Problem entwickeln. Es gab in der Vergangenheit viele Ideen, wie die schwer vermittelbaren Arbeitslosen den Einstieg in s Berufsleben finden können. Doch die Erfolge blieben bisher bescheiden. So bleibt auch die Bilanz der Arbeitsmarktpolitik unter dem Strich gespalten.

 

Damit zeichnet sich auch der künftige Handlungsbedarf deutlich ab. Mit einem flächendeckenden Mindestlohn, selbst wenn es dabei Ausnahmen geben sollte, können die Auswüchse des Lohndrucks beseitigt werden. Was jedoch noch fehlt, ist eine groß angelegte Kampagne für jene, die mit den Anforderungen des Berufslebens nicht mitkommen. Erst wenn alle eine Chance auf ein auskömmliches Einkommen aus eigener Arbeit erhalten, kann man von einer echten Erfolgsbilanz sprechen.

 

 

 

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