Gestresst im Job

Männer und Frauen werden im Berufsleben nicht gleich behandelt/ Das verursacht psychische Probleme

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29. Okt. 2009 –

Zieht ein Mann einen Anzug an, wird ihm eine leitende Funktion zugetraut. Kommt eine Frau mit Jackett und Hose daher, wird das als arrogant gedeutet. Solche Vorurteile bereiten besonders Frauen große Probleme im Berufsleben. Zu diesem Ergebnis kommt ein von der Hans-Böckler-Stiftung und der Gewerkschaft Verdi gefördertes Forschungsprojekt. „An Männer und Frauen werden im Job geschlechterspezifische Anforderungen gestellt und bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen erwartet“, sagt Sonja Nielbock von der Organisationsberatung Sujet, die mit der Durchführung der Studie beauftragt wurde. „Damit umzugehen, löst bei den Beschäftigten Stress aus.“

 

Vor allem stereotype Vorstellungen beeinflussen, was von Männern oder Frauen im Job erwartet und abverlangt wird. „Wenn die Geschlechter im Beruf das gleiche tun, wird es unterschiedlich bewertet“, erklärt Nielbock.

 

Hinderliche Stereotype existieren noch immer, obwohl die Realität häufig anders aussieht. „Auch Frauen arbeiten Vollzeit“, gibt die Organisationsberaterin zu bedenken. Trotzdem gelten Frauen eher als redselig und entscheidungsunfreudig. Männer hingegen, schlüpfen in die Rolle des Einzelkämpfers, einer oft positiv bewerteten Eigenschaft. 

 

„Die Anforderungen, die eher an Frauen gerichtet sind, werden geringer bewertet als die, die an Männer gerichtet sind“, erläutert die Fachfrau. So bewerte man Fachkompetenz, eine Eigenschaft, die vorwiegend dem männlichen Teil der Bevölkerung zugeschrieben wird, höher als soziale Kompetenz. „Freundlich oder präsent sein, wird zwar den Frauen zugeschrieben, aber als Beiwerk abgetan“, so Nielbock. Gleichzeitig passiere es Frauen zum Beispiel öfter, dass Kunden sie nach einem kompetenten Kollegen fragen.

 

Noch steckt die Bearbeitung der psychischen Belastung in den Unternehmen in den Kinderschuhen. Die Organisationsberatung erstellt derzeit jedoch für Betriebs- und Personalräte eine Handlungshilfe, wie sie mit geschlechterspezifischem Stress umgehen können. Ende des Jahres wird sie im Internet auf der Seite der Hans-Böckler-Stiftung und der Webseite von Verdi zu finden sein. 

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