Geteilte Freude mit Facebook
Der Aktienkurs sinkt. Neuanleger erleiden Verluste. Die Altinvestoren profitieren trotzdem
17. Aug. 2012 –
Das soziale Netzwerk Facebook ist eine risikoreiche Angelegenheit. Nicht nur für Jugendliche wie die beiden 15jährigen Freiburger Brüder, die am Donnerstag 40 Gäste mittels Internet zu ihrer Party einladen wollten, dann aber mit 350 ungebetenen Besuchern konfrontiert waren. Die Trunkenbolde blockierten zeitweise die Bahnlinie nach Basel, die Polizei griff ein, es gab größeren Sachschaden. Ebenfalls finanzielle Verluste tragen die Anleger davon, die im Mai diesen Jahres Facebook-Aktien kauften. Der Kurs fällt wie Stein.
Die Facebook-Aktie schloss am Donnerstag Abend in den USA bei 19,87 US-Dollar (16,14 Euro). Das war nur knapp mehr als die Hälfte des Preises, den Anleger bezahlten, als sie die neu ausgegebenen Anteilsscheine ab 18. Mai diesen Jahres erwarben (38 Dollar/ 29,96 Euro). Im ersten US-Handel am Freitag stieg der Kurs leicht an.
Den Tagesverlust von mehr als sechs Prozent am Donnerstag erklärten Analysten damit, dass die Haltefrist für bestimmte Investoren ablief. Die Händler konnten ihre Papiere erstmals verkaufen, was vorher nicht möglich war. Angesichts des hohen Angebots fiel der Preis.
Dieses Phänomen könnte sich in den kommenden Monaten wiederholen. Denn für viele Alteigentümer läuft die Haltefrist ebenfalls ab. Investoren wie Microsoft, Accel Partners oder Goldman Sachs können große Mengen Facebook-Anteile verkaufen. Auch Großaktionäre Mark Zuckerberg, der Chef des sozialen Netzwerkes, kann dann Papiere veräußern, wenn er will.
Der Gründer und die Alteigentümer streichen damit größenteils schöne Gewinne ein. Viele von ihnen haben sich früher Eigentumsrechte mit geringem finanziellen Aufwand beschafft, als Facebook noch nicht an der Börse war.
Für Anleger, die in diesem Jahr den hohen Ausgabepreis bezahlt haben oder in den vergangenen Monaten eingestiegen sind, sieht die Sache dagegen schlechter aus. Da der Kurs der Aktie fast permanent fällt, machen sie herbe Verluste, wenn sie jetzt verkaufen. Warten sie weiter, steigt das finanzielle Risiko eventuell zusätzlich.
Grundsätzlich ist es jedoch auch möglich, dass sich der Kurs erholt. Branchenkenner führen allerdings Gegenargumente ins Feld. Einerseits ist Facebook bisher zwar ein unglaublich erfolgreiches Unternehmen. Angeblich 955 Millionen Menschen nutzen das Netzwerk. Andererseits hat die Firma aus Palo Alto in Kalifornien Probleme mit ihrer Zukunftsstrategie. Bisher lebt sie größenteil von Werbung, die aber auf mobilen Internetgeräten wie beispielsweise Smartphones schlecht läuft, da die Bildschirme zu klein sind.
Weil die Zahl der kleinen, mobilen Computer künftig stark steigen wird, stellt sich die Frage, wie Facebook dann Gewinne erwirtschaften will. Noch kann das Unternehmen die Antwort nicht geben. Profite aber wären notwendig, um einen hohen Aktienkurs zu rechtfertigen. Dieser Widerspruch trägt dazu bei, dass der Kurs sinkt.