Geteilte Hilfe für Griechenland

Der Internationale Währungsfonds und die Euro-Länder werden jeweils die Hälfte der Kredite geben, sollte Griechenland Geld brauchen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Rettungsplan

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Von Hannes Koch

24. Mär. 2010 –

Das verschuldete Griechenland braucht möglicherweise eine Milliardenhilfe. Etwa die Hälfte des benötigten Geldes soll Athen vom Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. Die andere Hälfte würden die Euro-Länder aufbringen. Der deutsche Anteil betrüge dabei etwa zwei Milliarden Euro. Dieses Paket zeichnet sich im Vorfeld des Europäischen Gipfels ab, der am Donnerstag in Brüssel beginnt.


Die Ausgestaltung der Hilfen ist noch nicht beschlossen. Nach Informationen dieser Zeitung könnten sich die Länder der Euro-Gruppe darauf verständigen, dass „nach allen anderen Optionen“ auch der IWF hinzugezogen wird. Unter anderem die Europäische Zentralbank sieht die Beteiligung des IWF kritisch, Kanzlerin Angela Merkel treibt diese Variante aber voran.


Wie würde die Hilfe insgesamt organisiert? Unsere Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen.


Worin besteht die Aufgabe des Internationale Währungsfonds?

Der Internationale Währungsfonds (IWF) in Washington springt mit Krediten ein, wenn Mitgliedsländer in großen Zahlungsproblemen stecken. Als Gegenleistung für die Hilfe stellt er den Schuldnern wirtschafts- und finanzpolitische Bedingungen. Dazu gehört typischerweise, den Staatsapparat zu verkleinern und die öffentlichen Ausgaben zu kürzen.


Wieviel zahlt der IWF?

Als Mitglied des Währungsfonds hält Griechenland augenblicklich 0,38 Prozent des Kapitals und der Stimmrechte des Fonds. Der Mittelmeerstaat verfügt damit etwa 800 Millionen Sonderziehungsrechte (SZR) die augenblicklich etwa eine Milliarde Euro wert sind. Die SZR sind die Währung des IWF. Auf dieser Basis berechnet könnte das Land einen Kredit von bis zu zwölf Milliarden Euro erhalten.


Reicht das Geld des IWF aus?

Nein, Griechenland muss bald alte Kredite zurückzahlen, die bis zu 25 Milliarden Euro ausmachen. Die Unterstützung des Währungsfonds würde etwa die Hälfte dieser Summe abdecken, wenn Athen nicht mehr in der Lage sein sollte, selbst Mittel auf dem Kapitalmarkt zu beschaffen.


Woher kämen die übrigen Mittel?

Die zweite Hälfte würden wohl die Euro-Staaten zur Verfügung stellen. Auf bilaterale Kredite und Garantien entfielen damit rund zwölf Milliarden Euro. Etwa ein Fünftel davon müsste nach den gängigen Verteilungsschlüsseln Deutschland übernehmen. Um direkte Kredite würde es sich dabei allerdings nicht handeln, sondern beispielsweise um Bürgschaften durch die öffentliche KfW-Bankengruppe.


Wäre eine Rettungsaktion durch den IWF außergewöhnlich?

Nein, Dutzende von Ländern wandten sich in den vergangenen Jahrzehnten hilfesuchend an den IWF. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise haben auch europäische Staaten Kredite des Fonds in Anspruch genommen – beispielsweise Lettland, Island und Ungarn. Noch nicht vorgekommen ist es, dass ein Mitglied der Euro-Gruppe einen Kredit des IWF erhielt.


Warum sieht Finanzminister Schäuble die Hilfe des IWF kritisch?

Wolfgang Schäuble hat vorgeschlagen, einen Europäischen Währungsfonds analog zum IWF zu gründen. Der Finanzminister will verhindern, dass sich der IWF, in dem die USA die mächtigste Position innehaben, in die europäische Wirtschafts- und Finanzpolitik einmischt. Weil der IWF zudem oft Vorgaben für die Politik der jeweiligen Notenbanken macht, würde auch die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank in Frage gestellt.


Warum drängt Kanzlerin Merkel darauf, den Fonds einzuschalten?

Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt sich im Gegensatz zu Schäuble für Hilfen des IWF ein. Sie will unter anderem Vorwürfe entschärfen, dass die ohnehin verschuldete Bundesregierung nun auch noch knappe Steuermittel an Griechenland verschwende.


Was bedeutet das Griechenland-Problem für den Wert des Euro?

Am Mittwoch verlor die europäische Währung an Wert, weil die Händler auf den Finanzmärkten den Euro-Ländern nicht zutrauten, die Griechenland-Krise ohne die Hilfe des IWF zu lösen. Außerdem stufte die Rating-Agentur Fitch die Kreditwürdigkeit Portugals herunter, eines ebenfalls hoch verschuldeten Euro-Landes. Der Wert des Euro sinkt, wenn die Staaten der Euro-Gruppe die Krise nicht selbst und wirksam lösen.

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