Gold ist derzeit kein sicherer Hafen

Seit dem Rekordpreis Anfang Oktober ist der Goldpreis auf Talfahrt

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Von Wolfgang Mulke

11. Apr. 2013 –

Der Goldrausch der letzten Jahre ist erst einmal vorbei. Seitdem für eine Feinunze des Edelmetalls, also gut 31 Gramm, im vergangenen Oktober der Rekordpreis von fast 1800 Dollar aufgerufen wurde, sinkt der Preis. Im Moment liegt bei nur noch 1550 Dollar. Nach Ansicht einiger Bankhäuser wird dieser Trend weitergehen. So erwartet die Investmentbank Goldman Sachs einen Preisrutsch auf unter 1400 Dollar innerhalb der nächsten zwölf Monate. Andere Geldhäuser sind ebenfalls skeptisch.


Dabei haben Edelmetalle lange Zeit nur an Wert gewonnen. Der Goldpreis stieg von 238 Euro pro Unze im Jahr 1999 auf den Spitzenwert von 1377 Euro im Herbst 2012. Vor allem die Finanzkrise hat Anleger weltweit zu Käufen bewogen. Denn Gold gilt als sicherer Hafen gegen inflationäre Entwicklungen. Denn es ist nicht beliebig vermehrbar wie die Menge des umlaufenden Geldes und zudem selten. Zusammengenommen hätten alle jemals aus der Erde geholten Nuggets etwa das Volumen des Brandenburger Tores.


Für den aktuellen Preisverfall führen Fachleute auch die Rettung Zyperns an. Denn der Inselstaat muss zur Finanzierung des Rettungspakets der anderen Länder möglichst viel eigenes Geld beitragen. Eine Auflage ist daher der Verkauf der Goldreserven der zyprischen Notenbank. Dies könne auch in anderen Notfällen zu massiven Verkäufen durch Staaten führen, befürchten Experten. Ein großes Angebot drückt naturgemäß auf die Preise.


„Der Trend ist gebrochen“, bestätigt auch Roland Aulitzki von der Stiftung Warentest. Ob es weiter abwärts geht, weiß der Verbraucherschützer aber auch nicht. Wer Gold gekauft hat, sollte nach Ansicht des Experten ruhig bleiben. Es sei nach wie vor richtig, zehn Prozent des Vermögens in Edelmetallen anzulegen. Dagegen rät Aulitzki all jenen, die zuvor ihr Erspartes in großem Umfang aus sicheren Anlagen wie Tagesgeld in Gold umgetauscht haben, zum Ausstieg. Dabei hat sich an den Argumenten, mit denen der kräftige Preiszuwachs bei Rohstoffen in den zurückliegenden Jahren begründet wurde, nichts geändert. Da sind zum Beispiel die Inflationsängste. „Es gibt nach wie vor eine Papiergeldschwemme“, erläutert Aulitzki. Auch die Förderkosten für Gold seien hoch geblieben.


Gerade die unglaublich riesigen Geldmengen, mit denen die Notenbanken in den USA und Japan die Märkte fluten, lassen den Chefanalysten der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer, an einem dauerhaften Preisverfall des Goldes zweifeln. „Das ist eine Korrekturbewegung, keine Trendumkehr“, glaubt der Fachmann. Die Ausweitung der Geldmengen wird sich seiner Ansicht nach fortsetzen.


Hellmeyer glaubt zudem an eine Manipulation der Edelmetallmärkte. Der Preis werde mittlerweile nicht mehr vom Handel mit physisch vorhandenen Metallen bestimmt, sondern von den Terminkontrakten. Dieses Geschäft liege in den Händen nur weniger Geldhäuser. Eigentlich müssten die Preise nach Einschätzung des Analysten steigen, weil es zum Beispiel bei Silber bereits zu Versorgungsengpässen gekommen ist. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wie lange es nun weiter nach unten geht, weiß aber auch Hellmeyer nicht.



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