Günstige Mietwohnung gesucht
Mieterbund, Baugewerkschaft und Handwerk fordern die Bundesregierung auf, den Wohnungsbau anzukurbeln.
01. Mär. 2012 –
In Deutschlands Städten droht Wohnungsknappheit. Zu wenige Wohnungen werden neu errichtet. Zu diesem Ergebnis kommen zwei aktuelle Untersuchungen der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“. Wenn der Neubau sich nicht auf 130.000 Einheiten pro Jahr verdoppele, würden 2017 rund 400.000 Mietwohnungen fehlen. „Deutschland hat wieder eine Wohnungsnot – nicht überall, aber in den meisten Großstädten“, sagt der Bochumer Wohnungsexperte und Autor einer der Studien, Volker Eichener.
Aktuell fehlten in den zehn deutschen Großstädten, die den stärksten Wohnungsmangel haben mehr als 100.000 Mietwohnungen – rund 31.000 allein in München und rund 17.500 in Frankfurt am Main. In Hamburg seien es rund 15.000 und in Stuttgart 8.000. Die Ursache für den Mangel sehen die Vertreter der Kampagne, unter anderem der Deutsche Mieterbund (DMB), die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), darin, dass sich Bund und Länder in den vergangenen Jahren schrittweise aus der Wohnungsförderung zurückgezogen hätten.
Ein Anzeichen für eine drohende Wohnungsnot, so Eichener, sei unter anderem, dass die Mieten in den kreisfreien Städten während der vergangenen vier Jahre im Durchschnitt um elf Prozent gestiegenen seien. Außerdem sei die Zahl der Wohnungslosen nach jahrelangem Rückgang zwischen 2008 und 2010 um 9,3 Prozent auf bundesweit 248.000 Menschen angestiegen. Dem Wissenschaftler zufolge werden bis 2017 unterm Strich insgesamt 825.000 neu gebaute Mietwohnungen benötigt.
„Die Wohnungsnot ist hausgemacht“, sagt Eichner. „Nur noch 178.000 Wohnungen sind im Jahr 2011 fertig gestellt worden“, bemängelt der Studienautor. Mitte der 1990er Jahre seien es jährlich noch 600.000 gewesen, Anfang der 1970er Jahre sogar bis zu 810.000 pro Jahr.
Bund und Länder müssten jetzt gegensteuern, so die Beteiligten, Von der Politik fordern sie unter anderem steuerliche Erleichterungen für den Mietwohnungsbau, etwa durch die Erhöhung der steuerlichen Abschreibung von zwei auf vier Prozent. Zudem sollte der Bund die jährliche Wohnraumförderung für die Länder von 518 Millionen Euro verdoppeln, für Neubauten reservieren und zweckgebunden vergeben.
„Die degressive Abschreibung ist sozialpolitisch ein absurdes Argument“, urteilt dagegen Harald Simons vom Forschungsinstitut Empirica. „Die Förderung hängt vom Einkommen ab.“ Je höher dieses sei, desto mehr Baukosten könnten steuerlich abgesetzt werden. „Ein höherer Abschreibungssatz führt dazu, dass sich das Wohnungsvermögen bei den besser Verdienenden konzentriert“, argumentiert Simons und bezweifelt die Wirksamkeit der Maßnahme.
Dass in den vergangenen Jahren tatsächlich zu wenig gebaut worden ist, bestreitet der Forscher allerdings nicht. Im Gegensatz zu den Studienmachern und Kampagnenvertretern hält er andere Maßnahmen für wirksamer, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Unter anderem die hohen und vielen Auflagen stünden dem Neubau im Weg. Hier fordert er ein vernünftiges Maß. „Wenn 2020 nur noch Null-Energiehäuser gebaut werden dürfen, baut bald keiner mehr“, sagt er.
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Die Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“
Mehrere Organisationen und Verbände der Bau- und Immobilienbranche haben sich zur Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ zusammengeschlossen – darunter die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) und der Deutsche Mieterbund (DMB) und der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Auch der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (DBD) und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) gehören dazu.