Güterverkehr rollt wieder an

Bahn verzeichnet kräftig steigendes Transportaufkommen

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Von Wolfgang Mulke

17. Mai. 2010 –

Der Güterverkehr auf der Schiene rollt wieder an. Allein im April verzeichnete die Deutsche Bahn ein Plus von 14 Prozent in Deutschland. Noch stärker erholte sich das restliche Transportgeschäft. Die Luftfracht erhöhte sich um ein Drittel, auf See brachte die Logistiksparte der Bahn ein Viertel mehr Güter ans Ziel. „Wir sind jetzt durch die Krise durch“, sagte der für den Geschäftszweig verantwortliche Vorstand Karl-Friedrich Rausch am Montag in Berlin.

 

Die positive Entwicklung der Industrie schlägt sich damit auch im Güterverkehr nieder. Rausch erwartet, dass der Zweig in diesem Jahr in die schwarzen Zahlen fährt. 2009 fuhr die Bahn noch fast 190 Millionen Euro Verlust auf der Schiene ein. Bis das Unternehmen allerdings wieder auf dem Stand des Rekordjahres 2008 ist, wird noch einige Zeit vergehen. Erst Mitte des Jahrzehnts rechnet der Vorstand mit einem Ausgleich der in Folge der Finanzkrise erlittenen Einbrüche. In anderen europäischen Ländern werde der Güterverkehr noch später den alten Stand erreichen.

 

Die Zahl der abgestellten Waggons verdeutlicht die Rückkehr zu einer normalen Auslastung. 40.000 standen vor einem Jahr still, 15.000 sind es derzeit. Probleme hat das Unternehmen durch die Fahrten auf das Abstellgleis auch. Da die dort wartenden Züge erst einmal gewartet werden müssen, bevor sie wieder zum Einsatz kommen, konnte die Bahn mit dem wieder einsetzenden Auftragsschub nicht mithalten. Außerdem müssen auch bei den Güterzügen Achsen ausgetauscht werden. Trotz der Erholung will Rausch weiter Personal abbauen. Rund 3.500 Stellen sollen fortfallen. Bislang wurde eine höhere Zahl genannt. Entlassen wird jedoch niemand. Die Beschäftigten sollen in anderen Bahnsparten unterkommen.

 

Noch keine Entscheidung ist über den künftigen Sitz der Logistiktochter des Bahnkonzerns gefallen. Laut Rausch wird die Zentrale in Frankfurt oder Duisburg angesiedelt. Bis Ende Juni will sich der Vorstand festlegen.

 

Trotz der zuletzt kriselnden Logistik will die Bahn an ihrer internationalen Strategie festhalten. Allerdings müsse das Unternehmen flexibler auf die zunehmenden Schwankungen der Wirtschaft reagieren, sagte Rausch. Dazu sollen beispielsweise europäische Bahnnetzwerke beitragen.  Das Unternehmen will zudem mehr spezielle Angebote für einzelne Branchen entwickeln. Selbst den zwischenzeitlich in der Schublade verschwundenen Plan einer Güterbahn nach China könnte Rausch bald wieder hervorkramen. Wenn die Preise für die Seefracht wieder deutlich steigen, könnte sich die Landverbindung doch noch als wirtschaftlich rentabel erweisen. Im Visier hat der Vorstand als Kunden zum Beispiel deutsche Industrieunternehmen, die in China Produkte für den osteuropäischen Markt herstellen.

 

 

 

 

 

 

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