Gut versichert gegen zu teure Zähne

Stiftung Warentest hat Zahnzusatzversicherungen getestet

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Von Wolfgang Mulke

17. Apr. 2012 –

Zahnschmerzen können teuer werden, weil die Krankenkassen bei vielen aufwändigen Behandlungen nur einen Teil der Kosten übernehmen. Für den Restbetrag müssen die Patienten aufkommen. „Wer mehrere Implantate braucht, dessen neues Gebiss kostet schnell mehr als ein Kleinwagen“, sagt der Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest, Hermann-Josef Tenhagen. Das ist zwar ein extremes Beispiel. Doch auch Keramikkronen oder hochwertige Füllungen bezahlen die Kassen nur teilweise. Ein paar Hundert Euro kommen da schnell zusammen.


Die Stiftung Warentest hat nun Zahnzusatzversicherungen unter die Lupe genommen. Sie springen grundsätzlich für den Teil des Aufwands ein, den die Krankenkasse nicht bezahlt. Rund 13 Millionen Kunden haben bereits einen Vertrag abgeschlossen. „Das ist auch vernünftig“, rät Tenhagen. Denn es gibt viele gute Angebote. Von den 147 Tarifen der Versicherer haben 33 die Note „sehr gut“ erhalten.


Doch sowohl bei den Leistungen als auch bei der monatlichen Prämie gibt es deutliche Unterschiede. Zwischen zehn und 50 Euro werden verlangt. Die Auswahl fällt dennoch schwer, auch weil einzelne Unternehmen mit mehreren verschiedenen Angeboten um Kunden werben. Beim Test schnitten die Tarife EZ+EZT der Hanse Merkur, central.prodent der Central, der DT85 der DKV sowie ZZ Premium der Huk Coburg am besten ab. Ein 43-jähriger bezahlt hier maximal 25 Euro Beitrag.


Gemessen am Umfang der Erstattungsleistungen sieht die Hitliste anders aus. Gewinner sind die Tarife der DFV, der Ergo Direkt und Neckermann. Der Schönheitsfehler dabei sind höhere Prämien. Der gleiche Kunde müsste wenigstens 30 Euro monatlich überweisen. Mit zunehmenden Alter wird die Absicherung dann auch noch teurer. Der 73-jährige bezahlt für das gleiche Paket schon 40 Euro. Die Detailergebnisse veröffentlicht Finanztest in seiner neuesten Ausgabe.


Die Tester raten auch deshalb zum genauen Vergleich, weil sich die Leistungen der Policen erheblich unterscheiden. Bei einem fehlenden Zahn wollten sie beispielsweise ein Implantat mit vollständig verblendeter Metall-Keramik-Krone einsetzen lassen. Kostenpunkt: 3.000 Euro, wovon die Krankenkasse 387 Euro übernimmt. Auf dem Betrag von 2.613 Euro bleibt der Patient ohne Zusatzpolice alleine sitzen.


Doch manchmal hilft auch diese nicht. „Wir fanden Versicherungen, die davon keinen Cent übernehmen und andere, die mehr als 2.300 Euro erstatten“, berichtet Testleiter Holger Rohde. Manche Anbieter tricksen auch ein wenig bei der Werbung. Wenn mit einer Erstattung von 100 Prozent geworben wird, umfasst das nicht sicher auch den Ausgleich aller Zahnarztleistungen. In einem Fall meinte die Versicherung damit 100 Prozent Zuschuss zur Regelversorgung. Im Falle des Implantats bekäme der Kunde also nur die 387 Euro, die auch die Krankenkasse beisteuert. Er müsste 2226 Euro selbst tragen.


Es gibt noch weitere Fallstricke für die Kunden. So nutzt der Abschluss einer Zusatzversicherung nichts, wenn der Arzt bereits ein Zahnproblem erkannt hat. Die jeweilige Behandlung ist vom Versicherungsschutz ausgenommen. Auch tritt der Schutz erst acht Monate nach Vertragsabschluss in Kraft. Mitunter sind die Leistungen in den ersten Jahren auch begrenzt. Verschweigt der Kunde Vorschäden, kann die Leistung verweigert werden. Auch für Eltern gibt es Angebote mit Haken. Manche Unternehmen zahlen bei kieferorthopädischen Behandlungen etwas dazu. Allerdings entfällt die Leistung, wenn die Zähne bei Vertragsabschluss bereits eine Fehlstellung aufweisen. So bleibt der Familie, die auf Nummer sicher gehen will, nur, bereits im Vorschulalter eine Zusatzpolice abzuschließen.




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