Handynutzung in Europa wird billiger

EU senkt die Höchstgrenzen für Gesprächs- und Datengebühren

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Von Wolfgang Mulke

09. Mai. 2012 –

Der Anruf zuhause von Mallorca oder Kreta aus wird pünktlich zu den Ferien billiger. Am heutigen Donnerstag will das Europäische Parlament neue Obergrenzen für die Kosten von Handygesprächen aus dem Ausland beschließen. Eine Mehrheit gilt als sicher, so dass die Regelung am 1. Juli noch vor Beginn der Hauptreisezeit in Kraft treten kann. „Noch immer ist Telefonieren vom europäischen Ausland ins Heimatland zu teuer“, sagt Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner. Eine Preisanpassung sei überfällig.


Beim so genannten Roaming verbinden ausländische Netzbesitzer den Feriengast mit dem heimischen Mobilfunknetz. Diese anspruchslose Dienstleistung lassen sie sich üppig vergüten. Bis zu 35 Cent pro Gesprächsminute knüpfen die Firmen dem Gast im Land ab, wenn er ein paar Worte mit den Liebsten wechselt. Das Geschäfts ist auf Drängen der EU bald weniger einträglich. Demnächst sinkt der Höchstsatz auf 29 Cent. Jeweils zum 1. Juli der beiden kommenden Jahr verringert sich der Preis weiter um jeweils fünf Cent. Günstiger wird auch der Senden einer SMS. Die Kosten dafür sinken im Juli um zwei auf neun Cent und bis 2014 noch zwei Mal auf dann noch sechs Cent.


Die EU will mit regulierten Preisen einem weiteren Ärgernis für viele Reisende beikommen. Der schnelle Blick auf die Homepage dieser Zeitung oder der Tagesschau mit dem Smartphone ist ein teures Vergnügen, weil die Anbieter im Ausland ihren Preis dafür beliebig festsetzen durften. Ab Juli gelten auch für das so genannte Daten-Roaming Obergrenzen bei den Gebühren. Pro Megabyte dürfen die Anbieter höchstens 70 Cent verlangen. Heute kann das noch ein Mehrfaches davon kosten. Bis 2014 wird die Maximalforderung auf 20 Cent abgesenkt. Zwar bieten Mobilfunkfirmen bereits heute eigene Auslandstarife an. Doch wer keinen speziellen Tarif abschließt und auch in Indien das Mailfach einsehen möchte, kann schnell auf hohe Rechnungsbeträge kommen. Dieses Risiko besteht auch, weil die internetfähigen Smartphones sich – je nach Einstellung – von selbst einen Internetzugang suchen.


Um preiswerter ins Internet zu kommen, kaufen sich viele Reisende bereits heute am Kiosk im Ferienort eine so genannte Prepaid-Karte. Die steckt man in das Telefon und zahlt nur den ortsüblichen Tarif. So bleiben die Kosten überschaubar. Einen Nachteil hat dies allerdings noch bis zum Jahr 2014. Wenn die neue Karte im Handy steckt, hören Anrufer von Zuhause kein Klingelzeichen, sondern eine Bandansage. Ab Juli 2014 bleiben Reisende unter ihrer gewohnten Nummer erreichbar, wenn sie für die Urlaubszeit einen Tarif bei einer Firma buchen, die am Ziel in den Bergen oder am Meer heimisch ist. Anrufe oder SMS muss der deutsche Vertragspartner weiterleiten.


Die neue EU-Verordnung schützt die Verbraucher auch bei einem Aufenthalt außerhalb der EU in gewissem Umfang. Wird die Grenze überschritten, schicken die Mobilfunkfirmen prompt eine Preisliste für Verbindungen in der Türkei oder der Schweiz auf das Display. Zudem wird für Aufenthalte außerhalb Europas ein Kostenschutz eingeführt. Summieren sich Gebühren auf 50 Euro, piept das Handy. Per SMS sendet die Mobilfunktfirma von zuhaus eine Warnung auf den Broadway oder die chinesische Mauer. Der Datenaustausch ist dann nur noch mit ausdrücklicher Zustimmung des Reisenden weiter möglich. Das Verbraucherministerium mahnt in diesen Ländern jedoch weiter zur Vorsicht. Außerhalb der EU gebe es weder für Handytelefonate noch für das mobile Internet Preisgrenzen.


Bei der Absenkung der Gebühren hat sich das EU-Parlament gegenüber der Kommission durchgesetzt, die höhere Maximalgebühren durchsetzen wollte. Für die Europaabgeordnete Angelika Niebler (CSU) ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. „Ziel muss es sein, dass der Verbraucher überall in Europa zum selben Tarif wie zuhause telefonieren kann“, sagt die Verbraucherpolitikerin.


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