Hoffnungswerte

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

05. Sep. 2012 –

Die Bundesregierung hat endlich den Radfahrer entdeckt. Der Nationale Radverkehrsplan stößt deshalb auch bei den sonst so kritischen Zweirad-Lobbyisten auf Zustimmung. Denn was das Verkehrsministerium auf 88 Seiten zusammengefasst hat, ist eine detailreiche Analyse der Schwachpunkte und Lösungsmöglichkeiten im Radverkehr. Nur eines fehlt dem Plan. Es werden nirgendwo konkrete Vorschläge für seine Umsetzung angeboten. Und es fehlt an Angaben, welche Lösungen mit welchen Kosten verbunden sind. Angesichts der vergleichsweise bescheidenen Haushaltsmittel für Investitionen in einen besseren und sicheren Radverkehr sind Zweifel berechtigt. Bleiben die Wünsche nach einer besseren Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger, nach einer Entschärfung gefährlicher Stellen auf den Straßen oder nach großzügig angelegten und an den Bedürfnissen der Radler ausgerichteten Streckennetzes am Ende doch bloß Hoffnungswerte?


Man muss dem Bund zugute halten, dass er lediglich für einen Teil des Wegenetzes verantwortlich ist. Und auf den Bundesstraßen, die vor allem außerhalb der Ortschaften verlaufen, macht das Verkehrsministerium schon seine Hausaufgaben. 19.000 Kilometer, gut die Hälfte der Straßen, wurden bereits durch Radwege ergänzt. Dort wo besonders viele Zweiräder unterwegs sind, in Städten und Gemeinden, hat der Bund jedoch nichts zu sagen. Doch könnte das Berliner Ministerium durchaus Einfluss nehmen und auf eine stärkere Rolle bei der Koordinierung der kommunalen Aktivitäten drängen und jenen Gemeinden, die das Radfahren noch nicht ausreichend fördern, Hilfestellung geben. Sinnvoll ist die Förderung des Radverkehrs allemal. Es ist preiswert und gesund, umweltschonend und einfach. Nur ökonomisch spielt das Rad bei weitem nicht die Rolle anderen Verkehrsträger. Vielleicht ist ja auch deshalb die finanzielle Förderung durch den Staat zu gering.


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