Ignoranten

Kommentar zur Grünen Woche

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Von Wolfgang Mulke

13. Jan. 2010 –

Wenn sich neun Milliarden Menschen täglich ein paar Scheiben Wurst zum Frühstück gönnen, mittags in der Kantine regelmäßig zu Schnitzel oder Hackbraten greifen und abends vielleicht noch ein Würstchen nachschieben, hat die Welt zwei große Probleme.

 

Schon heute wird ein großer Teil der landwirtschaftlichen Flächen für die Tierproduktion gebraucht. Dabei ist der hierzulande verbreitete Fleischkonsum noch lange nicht in den bevölkerungsreichen Schwellenländern angekommen. Sollten sich unsere Konsumgewohnheiten durchsetzen, werden die Nutzflächen für die Welternährung nicht reichen.

 

Die zweite Folge eines stetig wachsenden Appetits auf Steaks und Braten ist ein Anstieg der Erderwärmung. Das von den Nutztieren abgesonderte Methangas wirkt stärker noch als Kohlendioxid als Treibgas in der Atmosphäre. Es führt daher kein Weg daran vorbei, die Landwirtschaft in die Überlegungen zum Klimaschutz einzubeziehen.

 

Vor beiden Argumenten verschließt der Bauernverband die Augen. Auch Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner beugt sich dem Lobbydruck und verharmlost die drohende Entwicklung. Die Ignoranten spielen auf Zeit, statt beherzt einen Wandel in der bäuerlichen Produktion zu befördern. Dabei können beide auch auf den Rückhalt der Verbraucher hoffen, die ihre Konsumgewohnheiten mehrheitlich nicht ändern wollen.

 

Doch Umdenken tut auf allen Seiten Not. In diesem Jahr werden die Grundpfeiler für die europäische Agrarpolitik in diesem Jahrzehnt gesetzt. Der Klimaschutz muss dabei eine stärkere Rolle spielen als bisher. Aigner muss sich hier bewegen. Die Verbraucher sind ebenso gefordert. Nicht der völlige Verzicht ist angesagt, sondern der bewusste Konsum. Bis es dazu kommt, ist viel Überzeugungsarbeit vonnöten. Trost für die Einschränkungen gibt es immerhin. Weniger Fleischgenuss hält gesund und ist preiswerter als der gewohnte Konsum.

 

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