Immer später in die Rente

Zugangsalter steigt / Immer häufiger nehmen Berufsaussteiger Abschläge hin / Sinkendes Alterseinkommen bei Männern

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Von Wolfgang Mulke

14. Jul. 2009 –

Die Arbeitnehmer gehen immer später in den Ruhestand. Derzeit scheiden die Männer in den alten Bundesländern mit 63,5 Jahren aus dem Berufsleben aus, die Frauen zwei Monate früher. Damit arbeiten die Beschäftigten durchschnittlich ein Jahr länger als noch zu Beginn des Jahrzehnts. In den neuen Ländern ist der Anstieg noch deutlicher. Im Jahr 2000 war bei den Männern und Frauen in Ostdeutschland mit etwa 61 Jahren Schluss. Heute bleiben die Männer bis zum 63. Lebensjahr, die Frauen bis fast zum 62. im Dienst. „Wenn der Arbeitsmarkt und die Konjunktur es zulassen, können wir mit einem weiter steigenden Renteneintrittsalter rechnen“, sagt der Chefstatistiker der Deutschen Rentenversicherung (DRV), Uwe Rehfeld.

Ein Grund für den immer späteren Ruhestand sind die Abschläge bei Frühverrentungen. Die 1998 eingeführte Regelung zeigt erhebliche Auswirkungen. Während vor zehn Jahren gerade einmal zwei Prozent der neuen Ruheständler etwas abgezogen wurde, muss heute mehr als jeder zweite Neurentner Abschläge hinnehmen. Laut Rehfeld gehen vor allem Arbeitnehmer mit höheren Einkommen trotz der Minderung vor dem 65. Lebensjahr in den Ruhestand. Im vergangenen Jahr erhielt diese Gruppe im Durchschnitt vor dem Abzug 745 Euro im Monat, danach waren es 100 Euro weniger.

Das normale Renteneintrittsalter von 65 Jahren wird kaum noch in einem regulären Vollzeitjob erreicht. Nur jeder 14. Versicherte zwischen 63 und 65 Jahren gehört in diese Kategorie. Minijobs, Arbeitslosigkeit oder auch eine Hausfrauentätigkeit sorgen mit zunehmendem Alter für eine immer geringere Beschäftigungsquote.

Noch reicht die Rente nach Angaben der DRV für fast alle Ruheständler zum Leben. „Gegenwärtig gibt es praktisch keine Altersarmut“, rechnet Rehfeld vor. Nur 2,4 Prozent der rund 20 Millionen Rentner fallen unter das Sozialhilfeniveau. Auf längere Sicht hält der Experte einen Anstieg der Armut allerdings für wahrscheinlich. Vor allem Langzeitarbeitslose und Minijobber könnten keine großen Rentenansprüche aufbauen und müssten daher Abstriche bei der Altersvorsorge befürchten.

Die Zeiten einer vergleichsweise  hohen Rente sind zumindest für die Männer im Land vorbei. Weder die betriebliche noch die private Zusatzvorsorge können das sinkende Niveau der gesetzlichen Rente ausgleichen. Die zwischen 1942 und 1946 geborenen Jahrgänge verfügen über noch über ein durchschnittliches Monatseinkommen von 1.700 Euro. Die im Westen zwischen 1957 und 1961 zur Welt gekommenen müssen mit sechs Prozent weniger, mit 1.596 Euro auskommen. Im Osten fällt der Verlust mit zwei Prozent etwas geringer aus. Dagegen wirkt sich die wachsende Erwerbstätigkeit der Frauen positiv auf deren Altersvorsorgung aus. Im Westen stiegen die Renten der Frauen im Vergleich beider Jahrgänge um acht Prozent auf 850 Euro, in den neuen Ländern um ein Prozent auf 911 Euro.


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