• Diplom-Ernährungswissenschaftlerin Andrea Daiss

„Kaloriensparen kann das Gegenteil bewirken“

Rund um das Thema Essen existieren zahlreiche Mythen. Diplom Ernährungswissenschaftlerin Andrea Daiss macht mit den gängigsten Ernährungsirrtümern reinen Tisch.

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19. Apr. 2009 –

Mandy Kunstmann: Stimmt es, dass abends essen dick macht?

Andrea Daiss: Wer spät am Abend Nahrung zu sich nimmt, ist nimmt nicht unbedingt zu. Entscheidend ist nicht wann gegessen wird, sondern wie viele Kalorien insgesamt täglich zugeführt werden. Nur wer mehr Kalorien zu sich nimmt als er verbraucht, wird dick.

 

Kunstmann: Machen Light-Produkte schlank?

Daiss: Light-Produkte sind meist fettreduziert. Um den Lebensmitteln dennoch Geschmack zu verleihen, wird ihnen aber oftmals Zucker zugesetzt. Häufig unterscheidet sich der Gesamtkaloriengehalt eines Light-Produktes dann nicht mehr von dem eines normalen Produktes. Oder es enthält unter dem Strich sogar mehr Kalorien.

 

Kunstmann: Hilft es, abends nur einen Salat zu essen, um abzunehmen?

Daiss: Das ist ein gängiger Trugschluss. Denn die Verdauungsorgane richten sich nach der biologischen Uhr und arbeiten abends langsamer. Spät verzehrte Rohkost bleibt teilweise unverdaut im Darm, gärt über Nacht, und kann zu Fett umgebaut werden.

Kunstmann: Die Werbung verspricht, Müsli könne beim Abnehmen helfen. Stimmt das?

Daiss: Müslis, die angeblich beim Abnehmen hilfreich sein sollen, haben fast den gleichen Kaloriengehalt wie „normale“ Müslis. Es gibt da also keinen großen Unterschied.

Kunstmann: Was ist mit Diätprodukten? Helfen diese beim Abnehmen?

Daiss: Diätprodukte sind für spezielle Ernährungsformen bei einigen Krankheiten wie Diabetes mellitus, aber nicht zum Abnehmen gedacht. In Diätprodukten ist der größte Anteil des Zuckers durch Süßstoffe ersetzt. Zwar enthält Süßstoff nahezu keine Kalorien, dennoch reagiert der Körper so, als würden Kalorien zugeführt. Ergebnis ist, dass wir schnell wieder Hunger bekommen. In diesem Fall kann das Kaloriensparen durchaus das Gegenteil bewirken.

Kunstmann: Ist Margarine besser als Butter?

Daiss: Zunächst unterscheiden sich Margarine und Butter nicht im Fettgehalt. Bei beiden Streichfetten liegt er bei 82 Prozent. Margarine ist industriell gehärtetes Öl. Bei diesem Härtungsvorgang können so genannte Transfettsäuren entstehen, die zu den Risikofaktoren für bestimmte Herzkrankheiten gehören. Im Gegensatz dazu ist Butter ein „Naturprodukt“, nämlich das Fett der Kuhmilch. In diesem Fett stecken Linolsäuren. Ihnen konnte eine Vielzahl positiver Wirkungen nachgewiesen werden. Im Gegensatz zur Pflanzenmargarine enthält Butter allerdings auch Cholesterin. Ob nun Margarine oder Butter, viel entscheidender als die Wahl des Streichfetts ist der Genuss in Maßen! Grundsätzlich sollte wenig Fett und Streichfett verzehrt werden.

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