Kein Grund zum Jammern
Kommentar
28. Jul. 2009 –
Viele Arbeitnehmer werden in Kurzarbeit geschickt oder müssen krisenbedingte Gehaltseinbußen hinnehmen. Die von ihnen finanzierte Ärzteschaft kann sich hingegen über durchschnittliche Einkommenssteigerungen von gut sieben Prozent freuen. Von einer Krise, gar einer existenziell bedrohlichen, kann keine Rede sein, obwohl der Berufsstand zu Jahresbeginn dieses düstere Szenario an die Wand warf.
Die Jammerei war und ist übertrieben, wie die tatsächliche Entwicklung zeigt. Etwas mehr Bescheidenheit täte dem Berufsstand, jedenfalls in den südlichen Bundesländern gut. Immerhin haben die Krankenkassen innerhalb von zwei Jahren den Etat für Behandlungen in den Arztpraxen um fast vier Milliarden Euro erhöht.
Die generelle Kritik richtet sich vor allem gegen die Form des Protestes und die dahinter stehende Anspruchshaltung. Inhaltlich ist der milliardenschwere Mehraufwand vertretbar. Vor allem sollten damit Ungerechtigkeiten in der Honorarverteilung zwischen den Regionen und den einzelnen Fächern beseitigt werden. Denn viele Ärzte verdienen sich keine goldene Nase. Der Ausgleich gelingt anscheinend. Bislang verdienten zum Beispiel Mediziner im Osten bei gleicher Leistung viel weniger als ihre Kollegen im Westen. Deshalb kommen die Praxen in Ostdeutschland nun auf happige Mehreinnahmen, während sich die Ärzte im Westen mit einem geringeren Plus begnügen müssen. Für eine abschließende Bewertung der Honorarreform ist es allerdings noch viel zu früh.
Für weitere Aktionen auf Kosten der Patienten gibt es aber schon jetzt keinen Grund mehr. Schließlich liegt die Verteilung der Gesamtvergütung in den Händen der Ärzteschaft selbst. Wenn dabei etwas schief läuft, muss es der Berufsstand intern lösen, statt immer nur mehr Geld vom Beitragszahler zu fordern.