Kinder schaffen mehr in derselben Zeit
Die Computer- und Internetnutzung nimmt zu, aber das Lesen gedruckter Bücher und Zeitschriften nicht ab
06. Aug. 2013 –
Unsere Kinder werden effizienter. Sie schaffen es, mehr Beschäftigungen als früher in der zur Verfügung stehenden Zeit zu erledigen. So nimmt die Intensität zu, mit der Kinder das Internet nutzen. Gleichzeitig lesen sie aber nicht weniger gedruckte Bücher und Zeitschriften. Hinzu kommt, dass die 6- bis 13-Jährigen sich auch mehr klassisches Spielzeug wünschen.
Dies sind Ergebnisse der Kids-Verbraucheranalyse 2013 des Egmont Ehapa Verlags. Das Unternehmen gibt die Untersuchung zum 21. Mal heraus, weil man sich unter anderem dafür interessiert, wie die Comics des Verlages bei den jungen Käufern zwischen dem 4. und 13. Lebensjahr ankommen. Die Studie erhebt den Anspruch auf Repräsentativität und will Aussagen treffen, die für knapp sechs Millionen Kinder in Deutschland gelten.
Demnach wird Lesen durch den Konsum digitaler Inhalte nicht verdrängt. „Beides findet nebeneinander Platz“, sagte Verlagsgeschäftsführer Ingo Höhn, der die Untersuchung am Dienstag in Berlin vorstellte. Da die Computer- und Internetnutzung aber steige, nehme die „medienfreie Zeit“ ab, so Höhn. Die Kinder sind offenbar zunehmend in der Lage, mehrere Beschäftigungen parallel abzuwickeln – ein Phänomen, das viele Erwachsene im Hinblick auf ihren eigenen Beruf und ihre Freizeit beklagen.
So nutzen die 6- bis 9-Jährigen das Internet mehr als bisher. Täglich surfen mittlerweile zehn Prozent aus dieser Gruppe (plus vier Prozent). Mehrmals wöchentlich tun es 62 Prozent (plus sechs Prozent). Bei den 10- bis 13-Jährigen sind fast alle im Netz (97 Prozent) – die Hälfte davon täglich, die anderen meist mehrmals pro Woche.
Dabei geht es meist darum, E-Mails zu schreiben und zu lesen (44 Prozent). Dann folgen Musikhören (36 Prozent), Unterhaltungen in Online-Gemeinschaften und „Infos für die Schule sammeln“ (30 Prozent). Onlinespiele, Videos und Freizeit-Infos zu beschaffen sind ebenfalls wichtige Motive.
Während die Marktforscher meinen, dass beim Zugang zu Computern schon fast der Sättigungsgrad erreicht ist, halten sie bei der Nutzungsintensität digitaler Inhalte noch Steigerungen für möglich. Aber auch Gegenbewegungen sind zu verzeichnen. So ist die Internetnutzung bei den 6- bis 9-Jährigen von insgesamt 55 Prozent in 2011 auf 51 Prozent in 2013 gesunken. Über die Ursache lässt sich nur spekulieren: Möglicherweise führen die Eltern Restriktionen ein, weil sie finden, dass ihre Sprösslinge zuviel Zeit im World Wide Web verdatteln.
Mittlerweile jedes zweite Kind verfügt inzwischen über ein Mobiltelefon, wobei die Verbreitung dieses Kommunikationsmittels in der jüngsten Gruppe der 4- 5-Jährigen nur ein Prozent beträgt. Bei den 6- bis 9-Jährigen sind es dann schon 27 Prozent und bei den 10- bis 13-Jährigen zwei Drittel. Etwa die Hälfte der benutzten Handys sind alte Geräte, die die Eltern bei Seite gelegt haben. Neue Geräte, darunter häufig Smartphones mit mobilem Internetzugang, stehen der anderen Hälfte der Kindern zur Verfügung.
Parallel dazu verlernen die Kinder aber die alten Kulturtechniken nicht. 81 Prozent der 6- bis 13-Jährigen lesen mindestens einmal pro Woche in der Freizeit in einem gedruckten Buch. Bei der Lektüre von Zeitschriften sieht es ähnlich aus. Und auch in der Vorschul-Gruppe der 4- bis 5-Jährigen werden Bücher in gleichem Maße konsumiert – wenngleich bei diesen Kindern häufig noch die Eltern vorlesen. Nur zehn Prozent der Kinder schmökern bisher in elektronischen Büchern.
Interessanterweise wird offenbar auch wieder mehr klassisches Spielzeug benutzt. Dies geht aus der Statistik über die Wünsche hervor, die die Kinder hegen. 40 Prozent insgesamt hätten gerne zusätzliche Brettspiele (plus 13 Prozent). Bei Kartenspielen sind es 33 Prozent (plus 5 Prozent). Und selbst elektrische Eisenbahnen erfreuen sich größerer Beliebtheit.
Den meisten Kindern in Deutschland geht es materiell ziemlich gut – was man auch an den leicht steigenden Taschengeldeinnahmen sieht. Die Kids erhielten im vergangenen Jahr 38 Cent mehr und kamen durchschnittlich auf 27,56 Euro pro Monat. Dieser Zuwachs liegt im Rahmen der Inflationsrate und im langfristigen Trend der vergangenen acht Jahre. Hinzu kamen durchschnittlcih 170 Euro an Geldgeschenken von Oma, Opa und den übrigen Lieben.
Sein eigenes Geld investierte der Nachwuchs mit 66 Prozent zuerst in Süßigkeiten, dann in Comics und Zeitschriften, dann in Eis. Spielzeug machte 23 Prozent aus, Kino 14 Prozent. Für derartige Ausgaben sind eher die Erwachsenen zuständig. Diese geben der Untersuchung zufolge pro Jahr durchschnittlich gut 1.000 Euro für Kleidung, Taschengeld, Handykosten und Spielsachen ihrer Kinder aus. Die Aufwendungen für Konsumgüter lagen laut einer Hochrechnung der Marktforscher bei gut 200 Millionen Euro in der Gruppe der 4- bis 5-Jährigen und bei 2,5 Milliarden Euro für die 6- bis 13-Jährigen.
Info-Kasten
Die Studie
Bei den Kindern im Alter von 6 bis 13 Jahren führten die Marktforscher im Auftrag des Egmont Ehapa Verlages 1.645 Doppelinterviews jeweils mit den Eltern und ihrem Nachwuchs durch. In der Gruppe zwischen 4 und 5 Jahren wurden 382 Eltern befragt. Die Untersuchung fand statt zwischen Februar und April 2013.