Künftigen Rentnergenerationen droht die graue Wohnungsnot

Weniger Geld und höherer Pflegebedarf - geeignete Wohnungen fehlen

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Von Wolfgang Mulke

25. Jun. 2013 –

Millionen der heute 40-jährigen müssen sich auf erhebliche Wohnungsprobleme im Alter gefasst machen. Das geht aus einer unter anderem von Deutschen Mieterbund (DMB) getragenen Studie des Pestel-Instituts hervor, die sich mit dem „Wohnen 65plus“ beschäftigt. „Wir brauchen viel mehr alterngerechte und barrierearme Wohnungen“, sagt DMB-Chef Lukas Siebenkotten, „sonst steuern wir geradewegs auf eine große Alterswohnungsnot zu.“


Zwischen 2035 und 2040 werden in Deutschland rund 24 Millionen Menschen im Alter über 65 Jahren leben. Diese Generation muss mit deutlich geringeren Einkünften auskommen als heutige Rentner, glaubt Studienleiter Matthias Günther. „50 Prozent der Erwerbsfähigen sind vom Absinken in die Grundsicherung bedroht“, warnt der Forscher. Dazu zählen zum Beispiel Minijobber, Hartz-IV-Empfänger, Selbständige mit niedrigen Einkommen und Arbeitslose. Dazu kommen noch jene acht Millionen Beschäftigten, die weniger als 2.500 Euro brutto im Monat verdienen und damit im Alter gerade einmal auf eine gesetzliche Rente in Höhe der Grundsicherung rechnen können. Selbst wenn das Problem durch zusätzliche Partnereinkommen oder Renten gemildert wird, geht Günther davon aus, dass jeder vierte künftige Rentner auf die Grundsicherung angewiesen sein wird.


Bezahlbarer Wohnraum für künftige Senioren ist aus heutiger Sicht zu knapp. Die Mietkosten steigen und vielen wird nur der Umzug in kleinere Appartements als Gegenmittel bleiben. Davon gibt es jedoch viel zu wenige. Benötigt werden kleinere und altengerechte Wohnungen. Der Umbau bestehender Räume kostet Geld, dass die ärmeren Rentner kaum aufbringen werden. Im Durchschnitt werden 15.600 Euro benötigt, um Wohnraum entsprechend zu modernisieren. 550.000 barrierefreie Wohnungen gibt es derzeit. Allein bis 2020 steigt der Bedarf auf drei Millionen an. Das bestätigen auch Schätzungen des Bundesbauministeriums. Doch wer die Baukosten tragen soll, weiß derzeit niemand.


Insgesamt errechnet das Pestel-Institut notwendige Investitionen in Höhe von 39 Milliarden Euro bis zum Jahr 2035. „Eine öffentliche Förderung ist unverzichtbar“, sagt Siebenkotten. Rund 500 Millionen Euro müssten als Zuschüsse für den Umbau von Wohnungen für Alte jährlich bereitgestellt werden. Die Bundesregierung habe die Förderung von einst 100 Millionen Euro jedoch gekappt. „Einfach weiter so geht nicht“, stellt der Mieterbund fest.


Die Alarmglocke schlagen die Verbände nicht nur wegen der rückläufigen Alterseinkommen. Große Sorgen bereitet ihnen auch der wachsende Pflegebedarf durch die zugleich steigende Lebenserwartung. Statt heute 2,5 Millionen Pflegebedürftigen wird es ein zwei Jahrzehnten 3,5 Millionen geben. Die staatlichen Ausgaben für Pflegedienste erhöhen sich entsprechend. Die Forscher erwarten einen Anstieg von derzeit rund 25 Milliarden Euro auf dann 51 Milliarden Euro. Der überproportionale Zuwachs kommt zustande, weil immer weniger Alte einen privaten Anteil zu ihrer Pflege leisten können. Die öffentlichen Einrichtungen werden Günther zufolge diese Arbeit nicht leisten können. Also bleiben Pflegebedürftige mehr und mehr in der eigenen Wohnung, die dafür entsprechend eingerichtet werden muss.



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