Kulturwandel?

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

20. Jan. 2013 –

Die Deutsche Bank verkennt die Zeichen der Zeit, wenn sie wieder in das Geschäft mit Agrarrohstoffen einsteigt. Mag sein, dass ein direkter Zusammenhang zwischen den kühl getroffenen Anlageentscheidungen im Frankfurter Handelsraum und der Preisentwicklung auf den Wochenmärkten von Entwicklungsländern nicht nachweisbar ist. Doch genauso naiv ist die Vermutung, dass der Einsatz von Kapital an irgendeinem Markt folgenlos bleiben kann.


Irgendwer muss am Ende die Gewinne aus diesen Geschäften bezahlen. Dafür können höhere Erträge sorgen, die durch kluge Investments in die landwirtschaftliche Produktion entstehen. Sie können aber auch durch Marktschwankungen entstehen, die Spekulanten für sich nutzen, die der Allgemeinheit aber keinen Vorteil bringen. Im Gegenteil. Allzu große Marktschwankungen verteuern die Lebensmittel für die Ärmsten auf dieser Welt und erschweren den Kleinbauern überall auf der Welt ein kalkulierbares Wirtschaften. Daran will sich die Deutsche Bank nun wieder beteiligen. Von dem angekündigten Kulturwandel im größten Geldhaus des Landes ist nichts zu spüren.


Dabei wäre ein Kulturwandel nicht nur bei dieser Bank vonnöten. Internationale Konzerne sind mittlerweile so mächtig, dass sie eine Verantwortung für die gesellschaftliche Entwicklung übernehmen müssen. Das verlangt die Öffentlichkeit zurecht, hat die Politik doch schließlich mit der Öffnung von Grenzen und Märkten die Grundlage für das Entstehen globaler Wirtschaftsriesen gelegt. Wenn diese Einsicht nicht von alleine wächst, sind dieselben Politiker wieder gefragt. Sie können zum Beispiel Lebensmittelspekulanten durch regulierte Märkte an die kurze Leine nehmen. Das sollten sie auch tun, wenn sie es mit dem Kampf gegen den Hunger ernst meinen.

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